Für buddhistische Hausleute insbesondere hat der Erwachte sechs unübertreffliche Andachten genannt.

Sie sind eine Art Vorstufe für die Satipatthana-Übungen bzw. markieren sie einen langsameren und allmählichen Weg, der aber letztendlich dasselbe Ziel hat. Die Hausleute müssen sich sozusagen erst mit der Kraft aufladen, die der Mönch durch seine Schulung schon erworben hat.

 

Die Gefühle geistiger Freude bis zur Herzenseinung nennt der Erwachte die Kraftquelle, das belebende Wasser des Nachfolgers, so entscheidend wichtig wie die Tränke für eine Kuhherde. Ohne diese Quelle feinerer Gefühle verdurstet der Nachfolger auf dem Wege. Dass Trockenzeiten kommen, dass Durststrecken erlebt werden, haben viele Mystiker erfahren, aber sie hatten den Glauben an "das Wasser des Lebens", und damit überstanden sie die Trockenheitsperioden.

In einem Gespräch mit dem Fürsten Mahanama erläutert der Buddha Meditationsobjekte, die von Gier, Hass, Blendung ablösen und zu geistiger Freude bis zur Begeisterung führen.

Sie helfen denjenigen, die sie üben - und der Buddha sagte, dass sie mitten im Umgang mit der Welt, in Beruf und Familie auch augenblicksweise gepflegt werden können - positiv zu denken. Sie ermuntern und erheitern in unübertrefflicher Weise. Das Gemüt wird mit guten Gedanken besänftigt und emporgezogen. Die Andachten sollten zuerst in stillen Zeiten gepflegt werden, um sie dann auch in anderen Zeiten immer "parat" zu haben.

 

1. Andacht über den Erwachten.

"Du magst an den Vollendeten denken: Das ist wahrhaftig der Erhabene, der Heilgewordene, Vollkommen Erwachte, vollendet in Wissen und Wandel, zu unserem Heil gekommen, der Welt Kenner, der höchste Lenker der erziehbaren Menschen, der Meister der Götter und Menschen, erwacht, erhaben.

Zu einer Zeit, Mahanama, zu der ein Heilsgänger des Vollendeten gedenkt, hat er kein von Gier besetztes Herz, kein von Hass besetztes Herz, kein von Blendung besetztes Herz: klar und hell ist sein Herz zu einer solchen Zeit.

Während der Heilsgänger klaren Herzens bei der Betrachtung des Erhabenen verweilt, erlangt er ein Empfinden für das Heil, ein Empfinden für die Wahrheit und aus dem Wahrheitsverständnis große Freude. Solche innere Freude steigert sich zu geistiger Beglückung bis Entzückung. Weil der Geist voll Glück und Entzücken ist, wird der Körper gestillt. Gestillten Körpers fühlt er ein alles durchdringendes Wohl. Das Herz des von Wohl Durchtränkten wird einig.

Diese Erinnerung an den Erwachten, Mahanama, kannst du im Gehen erwecken, du kannst sie auch im Stehen erwecken, du kannst sie auch im Sitzen erwecken, du kannst sie auch erwecken, während du deiner Arbeit nachgehst, du kannst sie auch erwecken während du im Hause voller Kinder wohnst."

Der Buddha, der Erwachte, zeigt den Ausweg aus allem Leiden.  

Das einzige weltgeschichtliche Ereignis, das wirklich wichtig und wertvoll ist, ist das Erscheinen eines Buddha, der aus dem wirren Traum des Unwissens und Dürstens erwacht ist. Eine der einzigartigen Stärken eines Buddha ist seine unverzerrte Sicht. An jedem Morgen blickte der Buddha mit seinem ungetrübten Auge der Weisheit auf die Welt und umschloss alle Wesen mit seinem Netz des Erbarmens. Er vermochte die verborgenen Tendenzen anderer zu durchschauen und gab ihnen genau die Belehrung, die ihr Herz und ihren Geist zu öffnen vermochte. Es gibt zahllose überlieferte Geschichten über Menschen aus allen Schichten: von Bettlern, Verbrechern, Bauern, Kaufleuten, Künstlern, Kurtisanen, Dorfbewohnern, Adeligen, Königen und Königinnen. Sie alle kamen zum Buddha mit unterschiedlich großem Glauben und Verständnis, und ihnen allen verhalf er durch die Macht seiner Weisheit und seines Wissens zu einem besseren Leben bis hin zur Befreiung von allem Leid.

Die Besinnung auf den Buddha kann eine wirksame Methode zur Stärkung der spirituellen Kräfte des Vertrauens und des Erkennens sein. Kontemplation über die Vollendungen Buddhas (über seine Großmut, seine Tugend, seine Sammlung, seine Herzensgüte und seine Weisheit) und Untersuchungen der Methoden, mit deren Hilfe er diese Eigenschaften entwickelte, können uns als Inspiration für unsere eigene Übung dienen. 

Eine andere Möglichkeit der Besinnung ist es, sich Bilder des Buddha vor Augen zu führen, als sei er selbst bei uns. Wie beeinflusst es den Zustand unseres Geistes, wenn wir ihm unsere Ehrerbietung erweisen, uns verbeugen oder vor dem Buddha sitzen? Erfüllt es unser Tun mit größerer Achtsamkeit? 

Das Lesen der Lebensgeschichte des Buddha, der Erzählungen über seine früheren Leben und der in seinen Reden enthaltenen Lehren können uns seine Bemühungen und Vollendungen enthüllen.

 

2. Andacht über die Lehre.

"Weiter, Mahanama, magst du an die Lehre denken: Wohlverkündet ist vom Erhabenen die Lehre, die offen sichtbare, zeitlose, einladende, hinführende, den Verständigen unmittelbar erfahrbar."

Die Lehre des Buddha, das zweite der "drei Kleinodien" der Buddhisten. Die drei Juwelen sind die wahren Werte, die eigentlichen Wertgegenstände, die aber selten in der Welt zu finden sind. Letztlich sind diese Juwelen oder Schätze das einzig Lohnende, das die Welt zu bieten hat, das einzige, was Zuflucht vor dem Leiden bietet. Ein unschätzbarer Gewinn ist es, sie zu finden.

Die Lehre als Gesetz der Existenz ist ebenso erfahrbar wie die Existenz selber. Sie ist zeitlos gültig, ist nicht historisch beschränkt. Sie lädt ein, heranzutreten und selber zu sehen, ob sie wahr ist und ob es sich lohnt, ihr nachzufolgen. Sie führt zu dem, was alle Wesen ersehnen: zum inneren Frieden. Der Strom der Lehre reißt den Menschen mit, ergreift ihn, verändert ihn, zieht ihn zum Heil.

Der Buddha sagte auch: "Wer die Lehre sieht, sieht mich, wer mich sieht, sieht die Lehre". Und: "Er (der Buddha) verkündet die Lehre, die am Anfang begütigt, in der Mitte begütigt, am Ende begütigt, die sinn- und wortgetreue, er legt das vollkommen geläuterte, vollkommen abgeklärte Asketentum dar."

Die Lehren des Buddha ermutigen uns auch dazu, selbst die Verantwortung für unsere Entwicklung zu übernehmen und direkt das Wesen unserer Erfahrung zu untersuchen.

Der Erhalt des Dhamma geschah zunächst in sprachlicher Form beim ersten Konzil gleich nach dem Parinibbana (Verlöschen) des Buddha und dauerte ca. 500 Jahre an. In schriftlicher Form wurde der Erhalt in den letzten ca. 2000 Jahren mit großem Einsatz von ungezählten Buddhisten gewährleistet. Letzmalig wurde eine verbindliche Theravada-Fassung des Pali-Kanons zur 2500-Jahrfeier des Parinibbana des Buddha in den Jahren 1954 bis 1956 beim 6. Konzil in Burma festgelegt.

Aber: Die Lehre ist zeitlos gültig, ist nicht historisch beschränkt. Sie ist allgemein menschlich und überzeitlich. Zwar hat auch die Buddhalehre ein Gewand, das der damaligen Zeit entspricht, aber der Kern darunter ist immer derselbe. Der Buddha sagt, die Lehre habe die Eigenschaft "komm und sieh", d.h. sie lädt ein, heranzutreten und selber zu sehen, ob sie wahr ist und ob es sich lohnt, ihr nachzufolgen. Die Lehre braucht keine Kritik zu fürchten, weil sie eben nichts als die Wirklichkeit aufzeigt. Sie löst auch die schwierigsten philosophischen Fragen auf, setzt keine Dogmen voraus, deren Nachprüfung verboten ist.

Sie führt zu dem, was alle Wesen ersehen: zum inneren Frieden. Der Strom der Lehre reißt den Menschen mit, ergreift ihn, verändert ihn, zieht ihn zum Heil. Die Lehre ist nach den Worten des Erwachten wie ein Floß: zum Übersetzen über den reißenden Daseinsstrom zum sicheren Ufer tauglich. Die Lehre gibt lockende und lohnende Ziele und Aufgaben, die dem Leben überhaupt erst den rechten Sinn verleihen.

 

3. Andacht über die Schar der Jünger.

"Weiter, Mahanama, magst du an die Heilsgängergemeinde denken: Nach ihrer Erkenntnis vorgegangen ist beim Erhabenen die Geimeinde der Heilsgänger, gerade, dem einzig Wahren zugewandt, nämlich die vier Paare von Menschen nach acht Graden von Menschen; das ist die Heilsgängergemeinde des Erhabenen, würdig der Verehrung, der Spende und der Begrüßung, das beste Feld in der Welt für ein Wirken mit guten Folgen."

Das dritte Juwel ist die Jüngerschaft, die Schar der Nachfolger. Ohne sie gäbe es für uns kein Dhamma mehr. Durch ihr Beispiel sehen wir zuerst, auch ohne eigene Übung, dass die Lehre des Buddha ihre Wirkung entfaltet. Der Buddha hatte Jünger unter den Göttern (siehe auch 6. Andacht), unter Hausleuten (Männer und Frauen) und drittens waren da diejenigen, die ihm als Mönche und Nonnen nachfolgten. Es gab verschiedene Grade von fortgeschrittenen Nachfolgern: Stromeingetretene, Einmalwiederkehrer, Nichtwiederkehrer und Heilige (Arahats).  

Der "buddhistische Werdegang" von bedeutenden Schülern wie Sariputta und Moggalana, Ananda und Mahakassapa oder auch Anathapindika, Wisakha und vielen anderen kann Inspiration und Trost für uns sein. In der Thera-Gatha und in der Theri-Gatha - Sammlungen von Versen der frühen buddhistischen Mönche und Nonnen, die die Erwachung besingen - finden wir Zeugnisse für die überschwengliche Freude derer, die ihr Ziel durch die Nachfolge des Buddha erreicht haben.

 

4. Andacht über die Tugend.

"Weiter, Mahanama, magst du deiner erworbenen Tugenden gedenken: ungebrochen sind sie, unbeschnitten, unbefleckt, sie befreien aus der Sklaverei, werden von Verständigen gepriesen, sind nicht zum Festhängen da, führen zur Einigung."

"Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen", sagt der Volksmund. Der Rückblick und die Kontemplation auf unser eigenes Bemühen um die Einhaltung der fünf Tugendregeln, des Enthaltens von 1. Töten von Lebewesen, 2. Nehmen von Nichtgegebenen, 3. Fehlverhalten im sexuellen Bereich, 4. Lügen, 5. Gebrauch von Rauschmitteln, gibt uns ein Gefühl der Sicherheit und Freiheit. 

Wir Abendländer werden zwar unwillkürlich oft an die zehn biblischen Gebote denken, doch der Buddha ist kein Gebieter, er gibt keine Befehle mit Strafandrohung, sondern Ratschläge, wie man sein Leben heilsam regeln und ungünstige Folgen vermeiden kann. Sie zielen darauf ab, dass der Nachfolger sich allmählich so läutert, dass nicht nur sein Geist, sondern auch seine Herzensstimme ihm das Heilsame gebietet und das Unheilsame verbietet.

Die fünf Lebensregeln sind zunächst Praxis, dann werden sie zur inneren Notwendigkeit und schließlich zur Freude.

 

5. Andacht über das Loslassen.

"Weiter, Mahanama, magst du der erworbenen Eigenschaft des Loslassens gedenken: Getroffen hab ich´s, gut getroffen, dass ich unter den von der Trübung des Geizes besetzten Menschen mit einem der Trübung des Geizes entgangenen Gemüt im Hause lebe, das Befreiende am Zurücktreten merke, mit offenen Händen gebe, bei Loslassen Glück empfinde, für Bitten anderer offen bin, Freude daran habe, Gaben auszuteilen."

Die Andacht über das Zurücktreten ist ein Loslassen vom Eigenwillen: einmal als Freude am Schenken und Geben und Fördern, zum anderen als Freude an der Entlastung, die aus dem Ausfädeln von weltlichen Sorgen und Verwicklungen kommt.

Wir sollten Einschränkung nicht mit Unterdrückung oder Vermeiden verwechseln. Vielmehr schafft diese Weisheit Raum für die Einfachheit in unserem Leben, für das, was der Buddha als größten Gewinn bezeichnete: Zufriedenheit. Wir sind so stark konditioniert, ständig mehr zu wollen und zu glauben, dass wir glücklicher sind, wenn wir mehr Geld oder mehr Besitz angesammelt haben, mehr Ehre, Ruhm, Macht, Sex und so weiter, dass wir uns materiell wie auch psychisch belasten.

Aufgeben von Dingen, die man als Störungen des Herzensfriedens erkannte und Abgeben von Dingen an Bedürftige: das ist der Segen des freudigen Verzichtenkönnens.

 

6. Andacht über die Eigenschaften der Götter .

"Weiter, Mahanama, magst du der Gottheiten gedenken: Da sind die Götter der Vier Großen Könige, da sind die Götter der Dreiunddreißig, da sind die gezügelten Götter, da sind die still-zufriedenen Götter, da sind die sich an den Schöpfungen anderer erfreuenden Götter; es gibt Götter brahmischer Bereiche; es gibt noch Gottheiten darüber hinaus. Die Art von Heilsvertrauen, durch welches jene Götter, hier abgeschieden, dort wiedererschienen sind, diese Art von Heilsvertrauen findet sich auch bei mir. Die Art von Tugend - Erfahrung -Loslassen - Weisheit, durch welche jene Götter, hier abgeschieden, dort wiedererschienen sind, diese Art von Tugend - Erfahrung - Loslassen - Weisheit findet sich auch bei mir"

In allen Kulturen und zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die die Fähigkeit besaßen, ins Jenseits zu blicken, jedenfalls in die menschennächsten Bereiche. Man nennt sie Hellsichtige, Geisterseher, Sensitive oder Medien. Besonders die Mystiker besaßen solche Erfahrungen in noch umfassenderer Weise. Ernstzunehmende Erfahrungsberichte gibt es überall, und diese muß man von den phantastischen Spekulationen und esoterisch-okkultistischen Behauptungen zu unterscheiden lernen. In den Mythen der Antike, in den Märchen aller Völker, in den Jenseitsschilderungen der Religionen und in jüngster Zeitr in den Berichten von Reanimierten und Astralwanderern gibt es eine Fülle von Material hierüber. Eigentlich ist erst seit dem 19. Jahrhundert im Zeitalter des Materialismus eine Skepsis aufgetaucht, die ungeprüft und selbstsicher solche Berichte als Halluzinationen oder Erfindungen abtun möchte.

Der Buddha hat aus seiner universellen Erfahrung in den Lehrreden eine Fülle von Aussagen über das Jenseits und speziell über die Himmelswelten gemacht. Er berichtet, dass unzählige Gottheiten ihm zugehört haben und Anhänger  geworden sind, so dass ihm der Ruf vorausging, er sei der "Meister der Götter und Menschen". Oft hat er auf Befragen, wo denn ein verstorbener Nachfolger wiedererschienen sei, ganz konkrete Antworten über den betreffenden Götterbereich gegeben.

Die Andacht zeigt den unermesslichen Lohn, der aus der Bewährung in Vertrauen, Tugend, Erfahrung, Verzichten, Weisheit erwächst - und indem der Laie diese fünf Eigenschaften übt, nähert er sich den Göttern schon auf Erden.  


Fritz Schäfer schreibt dazu in Die sechs unübertrefflichen Erinnerungen:

"Was der Mensch häufig bedenkt und sinnt, dahin geneigt wird das Herz. Nachsinnen, nachdenken, Betrachtungen anstellen - das ist Meditieren in des alten Wortes ursprünglicher Bedeutung. Jeder Mensch meditiert fast in jedem Augenblick und erfährt darum auch die der Richtung und der Intensität seiner Meditation entsprechenden Auswirkungen an sich selbst - gleichviel, ob er die Auswirkungen der Meditation kennt oder nicht kennt, ob er diese Wirkungen will oder gerade vermeiden möchte." (Paul Debes)

Trotzdem führt bisher eine der wichtigsten Meditationen ein Schattendasein, obwohl sie der Erwachte in über einem Dutzend Reden als die sechs unübertrefflichen Erinnerungen bezeichnet hat. Noch 1000 Jahre nach dem Buddha galt diese Meditation selbst unter Mönchen für so wichtig, dass sie in dem scholastischen Kommentar Buddhagosas (Visuddhimaggo) auf 36 Seiten behandelt wird.

Alle sechs Meditationen sind "anu-(s)-sti", wörtlich "Nach-Erinnerungen". Erinnern kann man sich nur an etwas, das man kennt, und zwar hier gründlich genug, um der Erinnerung ausreichende Durchschlagskraft zu verleihen, damit sie "auch während der Arbeit oder mitten im Gewimmel von Kindern" aufkommen kann. Das ist unmöglich, wenn man ihre Inhalte nur als längst verstandene "Binsenwahrheiten" ansieht, die allenfalls eine stimmungsvolle, gemütserhebende puja verschönern können. Der Erwachte zeigt vielmehr eindeutig, dass häusliche Nachfolger, die im Prasselhagel ablenkender Wahrnehmungen leben, zum Aufbereiten der sechs unübertrefflichen Erinnerungen mindestens einen freien Tag in der Woche benötigen. Zur Zeit des Erwachten kam dafür fast nur der wöchentliche Feiertag (Uposatha) in Betracht. Heute haben die meisten Menschen viel mehr Freizeit. In der damaligen Agrargesellschaft beanspruchte körperliche Arbeit (Füttern, Melken, Ausmisten) auch noch einen Teil des einzigen wöchentlichen Feiertags, und die Arbeitszeit konnte nicht mit vielerlei Geräten auf einen Bruchteil abgekürzt werden.

Der Erwachte geht in seiner vollständigen Anleitung für den Feiertag (Anguttara Nikaya III, 71) davon aus, dass dem Kennenlernen der sechs unübertrefflichen Erinnerungen ein erheblicher Teil des Feiertages gewidmet wird, ja, er setzt sogar für den Feiertag an erster Stelle einen Schwerpunkt  bei den sechs unübertrefflichen Erinnerungen.

Viele heutige Buddhisten verbinden mit Uposatha nur die bekannten acht Verhaltensregeln und sehen sie hauptsächlich als acht Verbote "gegen" das Anhaften, weniger als das, was sie eigentlich sind: Hilfen, um dem Praktizierenden eine Ahnung von dem unsäglichen Segen der abgeschiedenen, freien und leichten Lebensweise der Geheilten und eine erste Spur des Geschmacks der Erlösung zu vermitteln, so dass sie glücklich sagen können: "In dieser Beziehung werde ich es den Geheilten gleichtun, und der Uposatha-Tag wird von mir gelebt sein."

Voraussetzung für diese Wirkung ist, dass die Nachfolger zum Feiertag das Herz reinigen, und zwar durch "richtiges Vorgehen." In Anguttara Nikaya III, 71 zeigt der Erwachte als einziges richtiges Vorgehen dazu die sechs unübertrefflichen Erinnerungen. Das heißt nicht, dass Praktizierende solche Meditationen, die sie als hilfreich erfahren haben, durch die sechs Erinnerungen ersetzen sollten. Aber wie gut es allen Praktizierenden tut, die sechs unübertrefflichen Erinnerungen zusätzlich in ihr Übungsprogramm aufzunehmen, geht schon daraus hervor, dass der Erwachte den häuslich Lebenden nur zwei Betrachtungen für den einzigen freien Tag der Woche (Uposatha) besonders empfiehlt: Den erhebenden Gedanken, es mit dem Einhalten der acht Feiertagsregeln für einen Tag in diesen acht Richtungen den Geheilten gleichzutun, und eben die sechs unübertrefflichen Erinnerungen.