In einem Wildpark in Sarnath bei Benares fand die erste Lehrverkündung des Buddha statt. Auf den Darstellungen des Ingangsetzen des Rades der Lehre sind deshalb auch immer zwei Hirsche abgebildet.

Der Buddha und die Tiere.

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Wie ist die Haltung des Buddha zu den Tieren? Am kürzesten ist sie umrissen mit dem Wortlaur der vom Erwachten gegebenen Tugendregel:

"Ohne Stock, ohne Schwert, fühlsam, voll Teilnahme hegt er zu allen lebenden Wesen Liebe und Mitleid."

Der westliche Mensch wird in der Regel in der Auffassung erzogen, er sei von Gott als "Krone der Schöpfung" erschaffen worden, ihm sei die Welt gegeben, Tiere, Wald und Feld stünden zu seiner Verfügung, er könne damit schalten und walten, wie er es für richtig halte.

Der Buddha aber sagt: "... unausdenkbar ist diese Wandelwelt, ein Anfangspunkt ist nicht zu erspähen bei den wahnbefangenen Wesen, die durstversunken umherwandeln, umherkreisen ... Lange Zeit habt ihr, Mönche, als Rinder und Kälber, als Büffel und Büffeljunge, als Böcke und Ziegen, als Rehe und Hirsche, als Schweine und Ferkel, als Hühner, Tauben und Gänse bei eurer Abschlachtung wahrlich mehr Blut vergossen, als Wasser in den vier großen Weltmeeren enthalten ist...."

Der Hinblick auf den Kreislauf der Wesen zeigt deutlich, dass es keine Herrscher im Bereich des Lebens gibt. Alle Wesen sin durch ihr Wirken das geworden, was sie sind, auch die höchsten Götter. Und es gibt kein Lebewesen - in dem uns zugänglichen Bereich vom winzigsten Käfer bis zum riesigen Elefanten oder in jenseitigen Bereichen vom niedrigsten Lebewesen bis zum höchsten -, das sich nicht auf dieser endlosen Wanderung befindet. Der Durst rast und wandelt sich dauernd, und je nach dem gewandelten Durst wird eine neue Daseinsform ergriffen. Es gibt nach dem Erwachten keine Lebensform, von der niedrigsten bis zur höchsten, in der nicht jeder Mensch schon ungezählte Male gelebt hätte. Was ihm auch an "Würdigem und Unwürdigem" begegnet - jede Mücke, jeder Wurm, jedes kleine erbärmlichste Tier, alles dies ist auch er unendlich oft gewesen auf der langen Daseinswanderung, ebenso wie alle diese Wesen schon unendliche Male Mensch gewesen sind. Darum kommt es gar nicht darauf an, in welcher Gestalt man sich gerade vorfindet in diesem unendlichen Kreislauf.

Diese Geisteshaltung und Herzensverfassung ist das Entscheidende. Darauf beruht zum Beispiel die Weisung des Buddha an seine Mönche, auch nicht einmal eine Ameise zu töten. Im Kanon sind aus der Ordensgeschichte nur zwei Fälle überliefert, in denen Mönche ein Tier töteten (eine Krähe und eine Gans), und in beiden Fällen tadelte der Buddha die Täter erheblich.

Vor allem aber wandte sich der Buddha gegen die damaligen Tieropfer. Und er berichtete, dass in der Frühzeit dre Menschheit gar keine Tiere getötet worden seien; als aber die Brahmanen die Tieropfer eingeführt hätten, da seien viele schlimme Folgen eingetreten (Sutta Nipata 311).

Der Buddha zeigt die Tierheit als eine der fünf Daseinsstätten, in denen ein Mensch wiedergeboren werden kann. Ihr Leiden vergleicht der Buddha mit einem Jauchepfuhl, in den ein Mann hineinstürzt, weil insgesamt die Leiden der Tierheit so unbeschreiblich sind, dass Worte sie schwerlich schildern können. So weckt er bei den Menschen auch gegenüber den Tieren das tiefe Mitempfinden mit den leidenden Wesen. In den buddhistischen Ländern Asiens blieb die liebevolle, erbarmende Haltung des Erwachten den Tieren gegenüber bis heute von großem Einfluss, die sich in praktisch geüber erbarmender Liebe zum Tier als Mitwesen äußert. So erbaute schon vor 2000 Jahren der indische Kaiser Asoka Tierkrankenhäuser.

Ein jedes Wesen scheuet Qual,

und jedem ist sein Leben lieb:

Erkenn dich selbst in jedem Sein

und quäle nicht und töte nicht.

(Dhammapada 130)

 

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