1. In der Lehre des Buddha wird jedes neue Leben als Produkt des Wirkens in früheren Existenzen aufgefasst. Bei dieser Kausalität ist ein Anfang undenkbar. Und damit steht man schon vor der Grundfrage des Buddha nach dem Wesen unserer Existenz, der den Erzähler stocken lässt. Er sieht nicht nur ein einziges überschaubares Leben, sondern sieht viele, viele Leben. Er sieht, dass die Lebensgeschichte des Buddha keineswegs mit den überschaubaren Jahren seines Erdenwandels erschöpft ist.

Die Abbildung zeigt den Buddha Dipamkara, der vor vielen Weltzeitaltern erschienen war. Zu der Zeit lebte "unser" Buddha Gotamo in einer früheren Existenz als Asket mit Namen Sumedho. Er hat sich vor dem Buddha niedergeworfen, damit dieser über den kleinen Bach schreiten kann, ohne sich die Füße zu beschmutzen. Der Buddha Dipamkara prophezeite dem Asketen Sumedho später, dass er in vielen Millionen Jahren selbst ein Buddha (d.h.ein vollkommen Erwachter und Weltlehrer) werden würde.

Die Geschichte finden wir im Nidanakatha, einer Einleitung zu den Jatakas, den sog. Wiedergeburtsgeschichten. In den Jatakas sind viele Vorleben des Buddha Gotamo geschildert. Sie gehören zum Khuddaka-Nikaya des Pali-Kanons.

 

2. Als Königin Maya im 40. Lebenjahr stand, empfing sie ihr erstes Kind von ihrem Gemahl, dem König Soddhudano. Die Empfängnis wurde ihr durch einen Traum angekündigt. Sie träumte nämlich, dass ein schöner weißer Elefant in ihren Schoß einginge. Da das Wort "Nago", eines der Worte für "Elefant" auch "jenseitiges Wesen" und überhaupt "hohes Wesen" bedeutet, kann es auch besagen, dass sie den Eintritt der Schwangerschaft, nämlich das Hinzutreten eines jenseitigen Wesens, das sich inkarnieren will, voraussah.

Die Zeit der Schwangerschaft dauerte nicht neun, sondern zehn Monate, und es heißt, dass dies bei allen Buddhas der Fall sei. Die längere Zeit im Mutterleib bringt es mit sich, dass das Kind mehr entwickelt und daher weniger gefährdet ist.

Die tugendhaften Eigenschaften der Königin traten in der Schwangerschaft noch mehr hervor und sie war während der Schwangerschaft niemals krank. Ihre Tugend zeigte sich auch darin, dass sie einen starken Drang zum Schenken, Helfen und Spenden fühlte, einen ungemein starken Zug zur Barmherzigkeit. Für sich selbst lebte sie in dieser Zeit umso bedürfnisloser. (Majjhima Nikaya 123)

 

3. Königin Maya wollte ihr erstes Kind in ihrem Elternhaus in Devadaho zur Welt bringen und machte sich - von ihrem Gefolge begleitet - auf den Weg. Unterwegs, im lieblichen Lumbini-Hain, verspürte sie den Wunsch, sich dort an dem herrlichen Frühlingstag zu ergehen. Da drängte das Kind plötzlich zur Geburt. Während sie sich am Zweig eines Sal-Baumes festhielt, brachte sie stehend ihr Kind zur Welt. Ein unermesslicher Glanz erfüllte die Welt. Wie der Buddha sagt, überstrahlt das Licht der Weisheit unendlich weit jedes andere Licht, selbst das von Sonne und Mond. (Anguttara-Nikaya IV, 141-145)

Der Buddha selbst berichtet später dem Anando von einer außergewöhnlichen Begebenheit gleich nach seiner Geburt:

Alsbald nach der Geburt, Anando, da trat der Bodhisattva mit beiden Füßen auf und nach Norden gewendet macht er sieben große Schritte, blickte nach allen Seiten hin und sprach: "Ich bin der Erste der Welt, ich bin der Beste der Welt, ich bin der Edelste der Welt. Dies ist meine letzte Geburt, es gibt für mich keine Wiedergeburt mehr." (Majjhima Nikaya 123)

Dies ist im Lichte der Klarbewusstheit zu sehen, mit welcher der Bodhisattva (d.h. der werdende Buddha) zuvor im Tusita-Himmel abgeschieden war.

 

4. Nach der Geburt ihres Sohnes kehrte Maya sofort wieder zur Residenzstadt Kapilavatthu zurück. Ein Seher namens Asito hatte von der Geburt gehört und kam zum Königspalast. Er war einer jener indischen Asketen, die in der Einsamkeit zu besonderen Fähigkeiten durchgedrungen waren. Man brachte ihm das Kind - es war am dritten Tag - und da bemerkte er an ihm jene zweiunddreißig Körpermerkmale, die von den Brahmanen seit uralten Zeiten als Zeichen eines Erwachten angegeben wurden.

Asito sagte: "Den Gipfel der vollständigen Erwachung wird dieser Knabe erreichen. Mir aber ist kein langes Leben mehr übrig. Inmitten seines Lebens wird mein Tod eintreten, ich werde nicht hören die Lehre des Meisters. Darüber bin ich betrübt." Und es kamen ihm die Tränen. (Sutta-Nipata 693)

Ähnliches wird 500 Jahre später von Simeon, der das Jesuskind sieht, berichtet. (Lukas 2, 29-32)

Der Vater Suddhodano fasste die Verkündung Asitos so auf, dass sein Sohn ein Weltkaiser werden, allen Menschen Wohlfahrt bringen und sie zu ihrem Heil belehren werde. Asito aber wies seinen eigenen Neffen Nalako noch auf den künftigen Buddha hin und dieser wurde Jahrzehnte später ein Geheilter durch eine Belehrung des Buddha. (Sutta-Nipata 699-723)

 

5. Der König nannte seinen Sohn Siddh'attho (Sanskrit: Siddhartha), d.h. wörtlich "Erreichter Zweck". Mit der Erwähnung, dass am siebenten Tag seine Mutter, die Königin Maya gestorben sei, bricht der Kindheitsbericht im Palikanon ab, so dass über die Kindheit des Buddha ebenso wenig überliefert ist, wie über die Kindheit Jesu.

Aus der Jugendzeit Siddhatthos wird nur über ein einziges Ereignis berichtet, das sich etwa im siebenten Lebensjahr abgespielt haben dürfte. Sein Vater hatte ihn mit aufs Land genommen und der Junge saß im Schatten eines Rosenapfelbaumes. Siddhattho sah die Bauern schwitzend auf den Feldern arbeiten, sah die Ochsen unter dem Joch ächzen. Er sah eine schöne Eidechse über den Boden huschen, aber sie verschlang Insekten. Er sah, wie eine Schlange kam und die Eidechse verschlang. Und er sah, wie ein Raubvogel die Schlange zur Beute nahm. Während er so bewusst das Leben ansah, begann er tiefer nachzudenken. Mitgefühl und Liebe erfüllte ihn für die ganze Welt und er sehnte sich danach, die Not zu heilen.

Dabei - von Barmherzigkeit erfüllt - hatte er die Schranken zwischen Ich und Welt aufgehoben und rein und frei fand er die "erste Schauung" (Pali: jhana). Der Vater bemerkte dies und beschloss deshalb, den Sinn des Prinzen von religiösen Neigungen ab und auf irdische Bindung hin zu lenken und ihn früh zu verheiraten.

 

6. Darüber, wie es zur Vermählung des Prinzen Siddhattho kam, entwerfen die indischen Quellen ein buntes Bild, doch bleibt - wenn man durch manche Ausschmückungen hindurchsieht - ein Bericht von Vorgängen, wie sie sich auch in abendländischen Fürstenhäusern abgespielt haben könnten. Nach indischer Sitte war es Aufgabe der Eltern, den Sohn zu verheiraten. Die Wahl fiel schließlich auf Prinzessin Yaso-dhara (Ruhmeswert), die Tochter eines Bruders seiner Mutter, also seine Kusine, aus der Stadt Devadaho.

Der jungverheiratete Prinz lebte danach zusammen mit seiner Frau ein Leben, das alle Sinne erfüllte, sorglos, für die drei Jahreszeiten stand je ein Palast zur Verfügung. (Anguttara Nikaya III, 38)

Siddhattho lebte wirklich auf einem Schloss "sans souci" (ohne Sorgen). Alles Unschöne, aller Verfall, alle Gebrechlichkeit hielt ihm sein Vater fern. Diese Harmonie wurde auch durch keinerlei Streit gestört, denn Siddhattho und Yasodhara hatte beide einen ausgeprägt friedfertigen Charakter mitgebracht. Sie lebten in einem Rausch der Schönheit, der Jugend, des Lebens und der Gesundheit. Nicht in Saus und Braus, sondern in einem Rausch der Harmonie, wie er auf Erden nur selten zu finden ist.

 

7. Der Bodhisattva hatte die Klarheit über sein Lebensziel nicht vergessen, auch wenn er im Luxus lebte. Immer wieder, wenn er das Leid des Lebens merkte, rührte dies an seine tieferen Schichten. Vor allem aber: Die Quintessenz aller einzelnen Leiden schälte sich in drei Ereignissen heraus: Alter, Krankheit und Tod.

Die buddhistische Tradition hat diese existenzielle Erfahrung in drei reale Begebenheiten der Begegnung mit einem alten Mann (Bild), mit einem Kranken und einem Leichnam umgemünzt, oder genauer gesagt, sie hat die Schilderungen einer solchen realen Begegnung, wie sie in Digha Nikaya 14 von dem früheren Buddha Vipassi gegeben wird, auf unseren Buddha übertragen. Dabei vergaß man, dass das, was bei Vipassi und der viel längeren Lebenszeit der damaligen Menschen möglich war, den drei Phänomenen lange Zeit nicht zu begegnen, bei den heutigen kurzlebigen Menschen (auch z.Zt. des Bodhisattva) unmöglich ist. Der Bodhisattva von Kapilavatth wäre kein Bodhisattva gewesen, wenn er nicht selber jene drei Phänomene gemerkt hätte, indem immer wieder Menschen in seiner Umgebung starben, alterten und Krankheiten auftauchten. Der Bodhisattva dachte viel nach: Wie stand es mit den Göttern? Was half es, ihnen zu opfern, wie die brahmanischen Priester es taten? Sie konnten doch auch nicht helfen. Er sagte sich, dass all sein Wissen darüber ja auch nur auf Hörensagen beruhte.

 

8. Das Alter (s. Bild 7) ist der Feind, der uns stündlich näher kommt, sich unserer bemächtigt und uns verwandelt, während wir glauben, immer noch dieselben zu sein. Merklich-unmerklich geschieht das Altern. Alle Schönheit und aller Glanz erschien dem Prinzen wie ein Schein von Täuschungen, der mühsam das Elend der Wirklichkeit verhüllte.

Und die Gesundheit, merkte Siddhattho, ist auch nur ein schöner Traum, aus dem das Erwachen furchtbar ist. Noch grausamer als der erste Feind, das Alter, ist dieser zweite Feind - Krankheit - der plötzlich aus dem Hinterhalt hereinbricht und uns überfällt, dem Alter zuvorkommend und später mit ihm gepaart und in eins übergeht. Und er wiederrum sagte sich, wenn er den Alten und den Kranken sah, dass er selber genauso der Krankheit unterworfen sei und dass er sich selbst übergehen würde, wenn er davon abgestoßen wäre. Und so begann ihm nach dem Jugendrausch auch der zweite Rausch, der Gesundheitsrausch, zu schwinden. (Anguttara Nikaya III, 38)

 

9. Und er merkte, dass Alter und Krankheit nur die Vorstufen und Vorboten des Todes sind, dem jedes Lebewesen unterworfen ist. Und was dann? Ging es nicht ebenso weiter, auf neues Altern, neuer Krankheit, neuen Tod zu? Was brachte die Zukunft nach dem Tode? Er wusste nichts Sicheres, er wusste nur eines, die Vergänglichkeit, und so sagte er sich:

"Also bricht der Tod uns unerbittlich

Lebenskraft und Schönheit und Gedächtnis,

und das weiß die Welt und ist doch fröhlich."

(Buddhacarita)

Und er sagte sich, dass sein Volk auf ihn schaute, seine Verwandten und Yashodra, auf ihn als Zuflucht und Führer. Aber er konnte doch niemandem helfen, das Leid des Lebens zu vermeiden! Es liegt nahe, dass Siddhattho seine Gedanken seinem Vater anvertraute und mit ihm über das sprach, was ihn bewegte, war doch sein Vater der König und hatte er doch mit ihm das beste Verhältnis.

 

10. Als er mit seinen Gedanken beschäftigt, eines Tages auf und ab ging, da erblickte er einen Mönch. Er hatte schon oft Mönche und Pilger gesehen. Sie gehörten zum selbstverständlichen Bild jeder indischen Stadt. Aber die meisten von ihnen waren abgezehrt und düster. Und die anderen, die echte Mönche waren, die hatte er zwar gesehen, aber doch nicht gesehen, denn er hatte sie nicht beachtet.

Doch nun fiel ihm dieser Mönch auf. Der strahlte eine tiefe Gelassenheit aus. Er blickte nicht nach dem Getümmel der Menschen, aber er zeigte auch keine Verachtung für sie. Siddhattho ging auf ihn zu und fragte ihn nach dem Ziel seines Strebens. Der Mönch schaute ihn heiter an und erwiderte: "Mein Ziel, Bruder, ist: Gemütsruhe und Erlösung." Das erfreute den Bodhisattva, das schien ihm ein sinnvolles Ziel, er selber suchte ja das Gleiche. (Bild)

Eine Sakyerin rief eines Tages, als sie Siddhattho sah, aus: "Wunschlos glücklich ist dein Vater, wunschlos glücklich deine Mutter, wunschlos glücklich ist die Frau wohl, die einen Gatten hat wie dich." Der Boddhsattva aber hörte davon nur das Wort "wunschlos" (nibbuta), und es drang tief in ihn ein. Das Wort steht in Beziehung zum Begriff nibbanam (Sanskrit: nir-vana). Ja, wunschlos zu werden, das wäre das Ziel - aber wie weit war er davon entfernt?

 

11. Nach dreizehn Jahren Ehe wurde sein erstes Kind geboren. Ein Sohn mit dem Namen Rahula. Aber was dieses Wesen da eigentlich erstrebt und ersehnt, nämlich dauerhaftes Glück, das konnte er ihm nicht geben.

Immer stärker zog es den Bodhisattva vom Hause fort. Wie eine Leichenhalle kam ihm der Palast der Sterblichen vor, die fröhlich dahinlebten, dem Altern und Sterben entgegen, einer ungewissen Zukunft entgegen, dem Schicksal blind ausgeliefert. Bei den Belustigungen, die man zu veranstalten pflegte, fielen ihm die Augen zu. Es war ihm einfach nicht möglich, sich an dem Theater des Lebens zu beteiligen. (Majjhima Nikaya 36)

Nachts ging er in aller Stille fort. Als alle schliefen, so wie ein Karawanenführer still weggeht, um den verlorenen Weg für alle wiederzufinden, damit sie nicht gemeinsam umkommen.

Das Pferd war schon bereit und sein Wagenlenker Channo wartete, da kam ihm der Gedanke an Frau und Kind, er will sie noch einmal sehen. Das Bild zeigt, wie er die Tür zum Gemach öffnet und Frau und Kind friedlich schlafen sieht.

 

12. Der Buddha sagte später:

"Und ich zog nach einiger Zeit, noch in frischer Blüte, glänzend dunkelhaarig, im Genusse glücklicher Jugend, im ersten Mannesalter, gegen den Wunsch meiner weinenden und klagenden Eltern, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewand bekleidet, vom Hause fort in die Hauslosigkeit. (Majjhima Nikaya 26)

Er sagte sich: "Jetzt beginnt die weiteste Reise, die ich je unternahm, weiter als vom Himmel zur Hölle oder von den Göttern zu den Menschen, nämlich die Reise zum Reiche der Todlosigkeit. Ich kehre nicht eher nach Kapilavatthu zurück, bevor ich nicht für mich und meine Lieben die höchste Erkenntnis gefunden habe und Geburt und Tod überwunden sind."

Bald erreichten sie den Grenzfluss. Hier verabschiedete er sich von Channo und bat ihn, das Leibross wieder heimzubringen. Als äußeres Zeichen schnitt er sich sein schönes schwarzes Haar ab und legte ein Pilgergewand an. Er trug Channo auf, seinem Vater zu sagen: "Trauere nicht um mich, sondern um alle, die an die Sterblichkeit gefesselt sind. Ich aber suche die Erlösung von dem, was immer wieder Trennungsschmerz über uns alle bringt." Channo folgte und kehrte um. Der Bodhisattva aber zog inzwischen nach Süden, immer weiter fort von Kapilavatthu.

 

13. Aus dem Prinzen Siddhattho Gotamo war jetzt der Asket Gotamo geworden. Sieben Tage lang lebte er einsam für sich im Walde.

Seine Wanderschaft führte ihn weiter in die Hauptstadt des Reiches Magadha, nach Rajagaham. Dort war damals das Zentrum des geistigen Lebens, und er hoffte, dort geistige Lehrer zu finden. Als er zum ersten Mal auf Almosengang ging, sahen ihn die Leute des Königs und waren von seiner Gestalt beeindruckt, so dass sie dem König von dem über die Maßen edlen neuen Pilger berichteten. Daraufhin kam der König Seniyo Bimbisara herbei.

Weder der Bodhisattva noch der König Seniyo Bimbisaro von Magadha wussten, dass sie vor kurzem (im Vorleben) noch zusammen im Tusita-Himmel gelebt hatten. Doch erschien dem König der Fremde sofort vertraut und hoheitsvoll zugleich.

Der König bot dem Bodhisattva im Gespräch Freundschaft und Mitherrschaft in seinem Reich an und meinte, die Askese könne er doch noch im Alter üben. Doch der Bodhisattva erwiderte, für die Askese brauche man gerade die Jugendkraft - und wer wisse denn, ob er überhaupt alt werde und nicht morgen schon sterbe? Schließlich bat der König ihn, wenn er sein Ziel erreicht habe, zu ihm zu kommen und ihm davon zu künden. Das sagte der Bodhisattva zu. (Sutta-Nipata 420-424)

 

14. In den Bergen rund um Rajagaham lebten damals viele Pilger, Asketen, Büßer, Brahmanen. Er sah Selbsquäler, die den Sinnengenuss verdrängten, andere, die die Sinnenlust durch Lust an Ansichten ersetzten. Das waren Dialektiker, die scharfsinnige impinierende Denksysteme ausbrüteten. Der Bodhisattva erlangte bald die Fähigkeit, die Asketen nach dem Wesentlichen zu unterscheiden. Es gab eine Menge Gurus und Ashrams. Und er entdeckte binnen kurzem die echten Asketen und kam zu den Besten von ihnen.

Der erste, den er um Wegweisung und Lehre für das Asketenleben bat, war Alaro Kalamo. Es war im alten Indien so: Der Schüler lernt die Texte der Überlieferung, um sie bedenken und betrachten zu können. Danach folgt die Meditations-Praxis. (Majjhima Nikaya 26)

Alaro lernte alles Gegenständliche als Quelle des Leidens. Diese Lehre vom "Nichts" als Überwindung alles Leidigen und Leidens ist auch in der Mystik aller Religionen als höchstmögliche Läuterung bekannt. Im Christentum, bei den Sufis im Islam, im Taoismus.

Alaro Kalamo erklärte seinem Schüler, dem Bodhisattva, er sei ihm ebenbürtig und bot ihm an, die Schülerschar gemeinsam zu betreuen.

 

15. Siddhattho lehnte das Angebot von Alara Kalamo ab, denn er fand diese Lehre ungenügend und zog weiter. Auf der weiteren Suche kam er zu seinem zweiten Lehrer, Uddako Ramaputto.

Uddako stellte nicht das Nichtdasein dar, sondern darüber hinaus die sogenannte Grenzscheide möglicher Wahrnehmung. Er hatte sie aber nicht selber erlebt, sondern lehrte sie so, wie sein Vater Rama sie erlebt hatte, weshalb er sich auch Ramas Sohn (Rama-putto) nannte. Uddako wollte dem Bodhisattva sogar die alleinige Führung der Schar übertragen, aber der lehnte wieder ab.

Was suchte er? Einen Lehrer der noch Tieferes lehrte? Er wusste jedenfalls damals noch nicht, dass es einen solchen Lehrer nirgends auf der Welt gab, sondern das er selber dieser Lehrer werden musste.

So wanderte der Bodhisattva weiter, bis er nach Uruvela kam, einem "entzückenden Fleck Erde, für die Askese geeignet". (Majjhima Nikaya 26)

 

16. Er ließ nun alle fremden Einflüsse und Praktiken hinter sich. In der Stille leuchteten ihm die drei Holzscheitgleichnisse auf. (Majjhima Nikaya 36)

Es ging also um die Auflösung der Triebe. Der Bodhisattva versuchte nun durch harte Askese Befreiung von den sinnlichen Trieben. Er unterdrückte gewaltsam den Atem und enthielt sich jeglicher Nahrung. Er lebte auf einem Totenacker aus Leichenknochen u.a. (Majjhima Nikaya 12)

Mit äußerster Konsequenz ging er den Weg bis zum Ende. Er war zum Skelett abgemagert - die Kunde davon drang bis nach Kapilavatthu. Dem König wurde gar berichtet, sein Sohn sei tot, was dieser aber nicht glaubte.

Weiter als alle anderen Asketen sei er gegangen, berichtete der Buddha später, aber er sagte auch: "Durch diese Lebensführung, durch diesen Wandel, durch diese Abtötung aber gelangte ich nicht zu dem höchsten von Menschen erreichbaren Zustand, zur völligen Erkenntnis edlen Wissens, und warum nicht? Weil ich jene edle Erkenntnis nicht erlangt hatte, welche, wenn sie erlangt ist, den sie Betätigenden zum gänzlichen Aufhören des Leidens führt und geleitet."

 

17. Der erste Schritt auf dem mittleren Pfad, den der Buddha nun ging, bestand darin, dass er erkannte, es sei mit einem geschwächtem Leib nicht möglich, das Wohl der Entrückungen zu erringen. Der Bodhisattva hatte erkannt, dass Askese nicht zum Erwachen führen könne. Er besann sich seines Kindheitserlebnisses unter dem Rosenapfelbaum und begriff, dass in der Versenkung der wahre Weg aufleuchten könne. So nahm er nach langer Zeit wieder feste Nahrung zu sich und gewann seine frühere Kraft zurück. Zu jener Zeit hatten sich fünf andere Mönche, angezogen von seinem heroischen Bemühen, in der Nähe niedergelassen und bewunderten ihn als Vorkämpfer, den sie als Lehrer wählen wollten, wenn er sein Ziel erreicht haben würde. Von ihnen sagt der Buddha: "Als ich nun feste Nahrung zu mir nahm, gekochten Reisbrei, da wandten sich jene Mönche von mir ab und zogen fort: Üppig wird der Asket Gotamo, der Askese untreu, zugeneigt der Üppigkeit." (Majjhima Nikaya 36)

Man muss sich vorstellen, dass es für einen Asketen keinen größeren Tadel gab als den, er sei wieder dem Genusse verfallen und habe die Askese verlassen. So verlor der Bodhisattva hier auch noch die Anerkennung und Verehrung der Welt, die manchem Asketen eine Stütze, aber auch eine ebenso verborgene wie starke Fessel sein kann. Nach dem Abzug der Fünf war er allein am Ufer des Flusses.

 

18. Es wird berichtet, dass der Bodhisattva in der vorletzten Nacht vor der Erwachung seinen letzten Traum erlebt habe, sozusagen als Schlussstrich unter das Läuterungsbemühen und symbolische Vorankündigung der Erwachung. Der Traum besteht aus fünf Bildern, von denen hier nur das erste gezeigt wird.

"Diese gewaltig Erde bildete sein Lager, der Himalaya, der König der Berge, sein Kissen, auf dem östlichen Meere ruht seine Linke, auf dem westlichen Meere seine Rechte, auf dem südlichen ruhen seine Füße."

Das Bild zeigt die nahe Erwachung an. Während fast alle Menschen sich als winzige Wesen auf der riesigen Erde ausgeliefert fühlen, wird der Bodhisattva immer stärker und sein Bewusstsein immer umfassender. Die Welt ist ihm nur seine materielle Unterlage.

Das mag uns befremdlich erscheinen, aber ein künftiger Buddha würde eben anders träumen als ein uns vorstellbarer Mensch.

 

19. Am folgenden Morgen fühlte der Bodhisattva, dass er jetzt seinem Ziel nahe sei und begab sich auf Almosengang nach Uruvela. Dort erhielt er von einer Frau namens Sujata eine ganz besondere Speise. Sie hatte einst den Göttern gelobt, ein großes Opfer zu bringen, wenn sie einen guten Mann und einen Sohn erhalten würde. Da ihr Wunsch sich erfüllt hatte wollte sie jetzt auch ihr Gelübde erfüllen. Von äußerst konzentrierter Milch kochte sie Milchreis und wollte ihn unter einem bestimmten Baum, welcher der Ortsgottheit geweiht war, opfern. Unter diesem Baum hatte sich der Bodhisattva auf dem Weg zum Ort gerade niedergelassen. Als sie ihn in seiner majestätischen Haltung und Schönheit erblickte, hielt sie ihn für den Baumgott und spendete ihm ihren Milchreis, den er auch annahm - es war dies die letzte Mahlzeit für längere Zeit, eben die Mahlzeit, die der Erwachung vorausging. (Nidana-katha)

Es ist naheliegend, dass die Erzählung von Sujata in Asien sehr beliebt ist, denn die Spende der letzten Mahlzeit des Bodhisattva hat natürlich ihre Bedeutung. Im Mahavastu wird dazu noch ausgeführt, dass Sujata in früheren Leben öfter die Mutter des Bodhisattva gewesen sei; und es heißt, er habe ihr verheißen, sie würde einstmals ein Einzelerwachter werden.

 

20. Am Nachmittag begab sich Gotamo vom Flussufer in den Wald und schritt geradewegs auf einen Baum zu, um sich dort niederzulassen. Es war der Bodhi-Baum, kurz Bo-Baum genannt. Er gehört zur großen Familie der Feigen (in der Botanik "Ficus religiosa", die religiöse Feige). Er merkte, wie ihn Gedanken der Ruhe und Zuversicht ausfüllten, jedoch sollte seine Ruhe noch einmal gestört werden. Als er sich zu seiner entscheidenden Meditation niedersetzte, fühlte sich Maro (der Teufel) in seinem Reich plötzlich äußerst unwohl, sein Glanz schwand, sein Palast zeigte Risse und es kam ihm der Gedanke, dass seine Herrschaft aufs äußerste bedroht würde. Er hatte sich der Mächtigste genannt und der Buddha sagt, dass Maro in der Welt der erst an Einfluss sei. (Anguttara Nikaya IV, 15) Der einzig wahre Gegener des Teufels als der Personifizierung der Macht der Triebe ist ein Erwachter als der Mund der Wahrheit. Maro merkte, dass sich der Bodhisattva anschickte, ein Buddha zu werden und der Welt den Schleier hinwegzunehmen.

Da rief er seine Dämonenscharen herbei und zog an der Spitze seines Heeres zum Bobaum, um mit letzter Gewalt zu versuchen, den Bodhisattva an der Erwachung zu hindern.

Die buddhistische Kunst hat diesen Ansturm Maros in den buntesten Farben ausgemalt. 

 

21. Einer der Söhne von Maro hatte die Kraft des Erwachenden erkannt und gesprochen:

"Der Mond fiel´ eher vom Himmel zur Erde, die Erde würd´ eher aufhören zu drehen,

die Flüsse zögen eher stromaufwärts, als dass die Erwachten man hindern werde."

(Mahavastu)

Zunächst richtete der Bodhisattva seinen Geist auf die Vergangenheit und erfuhr hier, was er bisher nur felsenfest geglaubt hatte: Die Tatsache der Wiedergeburt, die Realität der Fortexistenz. Er erinnerte sich an viele verschiedene frühere Daseinsformen. Dann erkannte er das Karmagesetz, dass er durch Rückerinnerung bei sich selbst erfahren hatte, bei den anderen Wesen. Das dritte Wissen, das ihm aufging, waren die Vier edlen Wahreiten vom Leiden, seiner Entstehung, seiner Auflösung und die zur Leidensauflösung führende Vorgehensweise.

In Majjhima Nikaya 26 fasst der Buddha die entscheidenden Wissen, die er gewonnen hatte, zusammen: "Und ich, der ich selber Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Schmerz und Schmutz unterworfen, die davon freie, unvergleichliche Sicherheit, das Nirvana suchte, fand die geburtslose, krankheitslose, alterslose, schmerzlose, schmutzlose, unvergleichliche Sicherheit des Nirvana. Die klare Gewissheit ging mir nun auf:

Für ewig bin erlöst ich,

das ist das letzte Leben,

und nicht mehr gibt es Wiedersein."

(Maha Vagga I, 1, 1)

 

22 In dem Augenblick, als der Bodhisattva erwacht war, da war - so möchte man sagen - die Sterblichkeit gestorben und die Unsterblichkeit geboren. Und doch kann man so nicht sagen, denn das Nirvana ist das Ungeborene, und es wird ausdrücklich gesagt, dass der Geheilte weder entsteht noch vergeht. (Majjhima Nikaya 140) Die Erlösung ist eben die Befreiung von dem Wahn, dass ich es bin der entsteht und vergeht. Und das ist nicht so leicht zu verstehen.

Es wird berichtet, dass der Erwachte nach der Erlösung tief aufatmend diesem Wohl Ausdruck gegeben habe. Er blieb aber noch einige Wochen an dem Platz, an dem Ort, an welchem er die Frucht der seit Äonen währenden Bemühungen erlangt hatte. Alle seine Wanderungen durch den Samsaro hatten zu diesem Platz hingeführt. In der vierten Woche kamen zwei reiche Brüder, Kaufleute namens Tapusso und Bhalliko, mit ihrer Karawane vorbei. Sie sahen den Erwachten, der unter dem Baum saß. Als sie diesen strahlend hoheitsvollen Asketen sahen, der ein mildes und heiteres Antlitz zeigte, da holten sie aus ihren Vorräten den besten Reisbrei und feinsten Honig und reichten ihn dem Erhabenen dar: Er möge diese Spende von ihnen annehmen, damit es ihnen lange zum Wohle gereichen möge.

Dann nahmen sie zu seiner Lehre Zuflucht. Zwei Hausleute wurden die ersten Anhänger des Buddha. (Maha-Vagga I,1,4)

 

23. Maro suchte den Buddha auf und versuchte ihn davon zu überzeugen, wie schwer das Belehren anderer Menschen sei. Er wollte verhindern, dass durch die Belehrung auch andere Menschen außer dem Buddha seinem Bereiche entkommen würden. Aber der Buddha kündigte an, dass er viele Jünger erziehen werde, die ihrerseits wieder Lehrer sein würden, so dass sich  die Erlösungslehre fortpflanzen würde. Das war für Maro der größte Schlag.

Um diese Zeit vermissten die Töchter Maros ihren Vater. Als sie ihn fanden, erwiderte er, dass er total besiegt sei von dem großen Asketen. Da erwiderten die Töchter, von Mitleid mit dem Vater bewogen, sie würden noch einen letzten Versuch wagen, jenen Asketen mit den Fesseln der Lustbegier zu fangen und sozusagen wieder aus dem Nirvana herauszuziehen. Während die Söhne Maros ihrem Vater geraten hatten, von dem ihm Überlegenen abzulassen, wagten die drei Töchter mit Namen Tanha (Durst), Arati (Unlust) und Raga (Anziehung, Reiz, Gier) noch einen letzten Versuch.

Aber nachdem der Erwachte den Verführungskünsten der Teufelstöchter durch Nichtbeachtung begegnet war, verließen sie ihn wieder. (Samyutta-Nikaya I, 4, 25)

 

24. Nach dem Entschluss des Buddha, zu lehren, stellte sich ganz konkret die Frage, wen er wohl zuerst belehren sollte. Ihm kam der Gedanke an die Gruppe der fünf Mönche, die ihm zugetan waren und ihn verlassen hatten, als er sein Fasten aufgegeben hatte. Er begab sich auf die Wanderung nach Benares, wo sie sich aufhalten sollten. Er ging als einfacher Pilger. Unter den vielen Menschen, denen der Buddha auf dem Weg begegnete, war der Nackte Büßer Upako, d.h. ein brahmanischer Asket. Dieser Upako sprach ihn auf sein heiteres und reines Aussehen an und fragte ihn, wer sein Lehrer sei. Als der Buddha antwortete, dass er keinen Lehrer habe, sondern selbst ein Heiliger, der höchste Meister in der Welt sei, erwiderte Upako: "Wenn´s nur wäre, Bruder", schüttelte das Haupt, schlug einen Seitenweg ein und entfernte sich. (Majjhima Nikaya 26)

Diese Begebenheit lässt die Frage aufkommen, warum wohl der Erwachte in einer Weise antwortete, die offenbar ganz erfolglos erschien. Upako war jedoch mit einer gewissen Bewunderung an den Erwachten herangetreten und der Same der Belehrung war nicht umsonst ausgestreut, sondern ging später auf. Erst nachdem er eine Familie gegründet hatte, bemerkte er das Unbefriedigende der Sinnendinge erneut und er entschloss sich einige Jahre später, den Buddha wieder aufzusuchen. Upako suchte nach dem Asketen von damals und fand einen inzwischen anerkannten Meister. (Therigata 291-311)

Upako wurde ein Geheilter - und seine Frau später ebenfalls.

 

25. Dann gelangte der Buddha nach Benares. Am Stadtrand, am Sehersteine, an einem Ort der alten Rishis (Seher), im Wildpark weilten die fünf Mönche.

Zuerst wollten sie ihn weder grüßen noch sich erheben. Doch sie konnten sich seiner Ausstrahlung nicht entziehen und als sie ihn mit Bruder Gotamo ansprachen, erwiderte der Erhabene: "Nicht gehet, ihr Mönche, den Vollendeten mit dem Bruderwort an. Geheilt ist, ihr Mönche, der Vollendete, der vollkommen Erwachte. Leihet Gehör, die Todlosigkeit ist gefunden." (Majjhima Nikaya 26)

Da gab der Erwachte seine erste Lehrdarlegung, die unter dem Namen "Predigt von Benares" oder "Lehrrede vom In-Gang-Setzen des Rades der Lehre" (Dhamma-cakka-pavattana) bekannt geworden ist. (Maha-Vagga I,6 = Samyutta-Nikaya V, 56, 11)

"Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden: Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsinn und Verzweiflung sind Leiden; vereint sein mit Unliebem ist Leiden, getrennt sein von Liebem ist Leiden; was man verlangt, nicht erlangen, ist Leiden. Kurz gesagt: die fünf Faktoren des Ergreifens (upandana-khandha) sind Leiden".

Der Buddha zeigte die Wirklichkeit der Leidensentstehung, die Bedingungszusammenhänge und kausalen Faktoren, er zeigte diesen triebhaften Durst. Und er zeigte die Wirklichkeit der Leidensauflösung und im achtfältigen Pfad den Weg dorthin.

Während der Predigt von Benares sprang der Funke der rechten Anschauung zuerst auf den ältesten Mönch, Kondanno, über. So war das Rad der Lehre ins Rollen gebracht worden und Kondanno bat den Erwachten, ihn als Jünger anzunehmen. So entstand die Jüngerschaft, der Orden.

 

26. Der Erwachte weilte nun mit den ersten fünf Geheilten bei Benares im Wildpark. Die Schar der Sechs gehörte zu den zahlreichen dortigen Asketen, und sie gingen wie diese täglich auf den Almosengang in die Stadt. In der reichen Stadt war der reichste Mann ein Kaufmann, der einen Sohn namens Yaso hatte. Der lebte fast wie damals der Buddha in großem Luxus, wurde aber innerlich unzufrieden. Eines Tages ging er wie von einer unsichtbaren Macht gelenkt, zum Wildpark. Als der Buddha Yaso herankommen sah, setzte er sich und erwartete ihn. Yaso setzt sich nieder.

Und zum ersten Mal gab der Erwachte nun jene Darlegung, die zahlreiche Male im Kanon der Lehrreden wiederkehrt, die Darlegung der Lehre in fünf großen Stufen: Geben, Tugend, Transzendenz, Mystik und die Vier Edlen Wahrheiten.

Es war ein denkwürdiges Ereignis in der Geschichte der Lehrverbreitung. (Maha Vagga I, 7, 25)

Yaso begriff schnell die Lehre und wurde der erste im Hause Lebende, der die Frucht des Stromeintritts gewann. Und er war bereit, Mönch beim Buddha zu werden. Als sein Vater ihn suchte und ihn beim Buddha fand, führte er auch ein Gespräch mit dem Buddha und war danach der erste, der durch die dreifache Zuflucht zu Buddha, Dhamma, Sangha ein Laienanhänger wurde.

 

27. Für den nächsten Tag wurde der Buddha mit seinem Sangha zum Essen ins Haus von Yasos Eltern eingeladen.

Bei dem Mahle belehrte der Buddha auch die Mutter und die Gemahlin Yasos, und auch sie gelangten in die Heilsanziehung, wurden die ersten Anhängerinnen. So gab es jetzt drei im Hause Lebende im Besitz des Stromeintritts. Die Eltern und die Gemahlin Yasos. Yaso selbst wurde zum Mönch ordiniert. Yaso war einer der seltenen Ausnahmefälle, in denen ein Mensch als im Hause Lebender (das war er als er den Buddha traf) die Triebversiegung erreicht. Er bat um Aufnahme in den Orden, denn allein diese Lebensart ist einem völlig frei gewordenen nach einem geistigen Gesetz möglich. (Maha-Vagga I, 7, 25-29)

Die vier besten Freunde Yasos wurde ebenfalls Mönche und Geheilte und dann ebenfalls fünfzig seiner Bekannten. Alle erreichten sie in wenigen Tagen, scheinbar mühelos, das höchste Asketenziel. Das war der Anfang der buddhistischen Gemeinde.

 

28. Der Buddha verbrachte die erste Regenzeit seines Pilgerlebens als Heilslehrer in Benares. Der Orden bestand damals ausschließlich aus Geheilten. Und zu diesen, allein zu diesen, sprach er:

"Ich bin erlöst von allen Schlingen, himmlischen und irdischen und auch ihr, Mönche, seid erlöst von allen Schlingen, himmlischen und irdischen. Wandelt euren Weg vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Mitleid zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen. Ihr sollt nicht zu zweit einen Weg gehen. Vekündet, ihr Mönche, die Lehre, die am Anfang treffliche, die sinn- und wortgetreue: Darzulegen habt ihr das völlig geläuterte, geklärte Asketentum. Es gibt Wesen edlerer Art, ohne Gehör der Lehre verlieren sie sich; sie werden die Lehre verstehen." (Maha-Vagga I, 9, 34)

Nur die Geheilten können das ideale Vorbild abgeben, nur sie können unbeeinflusst die Herzen der Menschen ganz verstehen und ohne Gefahr von Sektiererei und ganz ohne missionarischen Eifer vorgehen.

 

29. Es ging der Erhabene weiter nach Uruvela. Zu dieser Zeit lebten viele Asketen mit geflochtenem Haar dort am Flussufer. Darunter der fast 100jährige Uruvela-Kassapo, ein Brahmane und mächtiger Magier. Er hatte 500 Anhänger und fühlte sich allen anderen Lehrern, so auch dem Buddha, überlegen. Der Buddha bat darum, im Feuerhaus übernachten zu dürfen, aber Kassapo warnte ihn: Dort wohne ein Nagakönig mit übernatürlicher Kraft (Bild). Aber der Erwachte erwiderte, es sei nicht möglich dass ein Geist ihn stören könne. Als es draußen Rauch und Feuer zu sehen gab, dachten alle, der Naga habe den kühnen Asketen besiegt. Aber am Morgen trat der Buddha aus der Feuerstätte hervor, er war es, der Sieger geblieben war. (Maha-Vagga I, 12, 37/38)

Da staunte Kassapo und bewunderte die große Macht und Magie dieses Asketen, fügte aber in Gedanken bei sich hinzu: "Und doch ist er kein Vollendeter wie ich."

Der Buddha blieb noch längere Zeit am Ort.

 

30. So ging es ein ganzes Vierteljahr hindurch. Der Buddha zeigte Kassapo bei jeder sich bietenden Gelegenheit Dinge, die dieser nicht bewirken konnte.

Eines Tages erkannte der Buddha, dass nun die Zeit reif war, Kassapos Stolz an der Wurzel anzugehen: Als Kassapo wieder einmal im Geist seinen gewohnten Gedankengang über seine Überlegenheit ablaufen ließ, da erwiderte der Buddha:

"Weder bist du, Kassapo, ein Vollendeter, noch hast du den Weg zur Vollendung betreten, noch wirst du auf deine bisherige Weise ein Vollendeter." Auf dieses vernichtende Urteil reagierte Kassapo ebenso spontan. Der fast Hundertjährige fiel dem Buddha überwältigt zu Füßen und bat um Aufnahme in seinen Orden als sein Schüler. Durch die wochenlange Vorbereitung war er reif geworden, und sein Stolz beugte sich gegenüber dem ersten Menschen, den er als überlegen anerkennen musste. (Maha-Vagga I, 12, 51)

Die ersten Schüler des Kassapo folgten seinem Beispiel.

 

31. Der Buddha sagte, Kassapo solle sich auch mit seinen Schülern besprechen, denn er sei ja Lehrer einer langvertrauten Schülerschar. Das tat Kassapo auch. Die Schüler hatten den Buddha schon längst bewundert und sprachen wie aus einem Mund, dass auch sie seine Schüler werden wollten. Kassapo und die fünfhundert warfen nun alle ihre Zöpfe, die sie sich abschnitten, und ihre sämtlichen Opfergerätschaften in den Fluss und baten den Buddha um Ordination.

Etwas unterhalb des Flusses lebte ein Bruder Kassapos mit dreihundert Schülern. Als er Zöpfe und Geräte im Fluss treiben sah, war er besorgt, was seinem Bruder wohl zugestoßen sein können (Bild). Da sah er Uruvela-Kassapo im fahlen Gewand des Buddha-Mönches und fragte nur: "Ist dies besser?" Als sein Bruder antwortete, dies sei besser, da wurden auch er und seine Schüler Mönche des Erwachten. Und so ging es auch mit dem dritten Bruder und dessen zweihundert Schülern.

 

32. Der Buddha zog nun mit den 1000 neugewonnenen Bhikkhus nach Rajagaha. Vor sieben Jahren hatte der damalige Bodhisattva dem König von Magadha, Seniyo Bimbisara, versprochen, dass er ihm Kunde vom Todlosen bringen würde, wenn er es gefunden hätte. Dieses Versprechen erfüllte nun der Erwachte.  Als er ankahm, nahm er seinen Aufenthalt im Palmengarten am Stadtrand. Der Buddha wandte sich an den König und die Menge und sprach vom Geben, von der Tugend, von seliger Welt, machte der Begierden Elend, der Sinnensuchtfreiheit Vorzüglichkeit offenbar. Danach gab er ihnen die eigentliche Lehre vom Nirvana. Der König sprach danach, der Erhabene möge ihn als Anhänger betrachten, zeitlebens nehme er Zuflucht zu Buddha, Dhamma, Sangha (Bild).

Und er hatte in der Nähe einen wunderschönen Bambuspark, den möchte er dem Orden stiften. Er sei sehr still und für Asketen geeignet. (Maha Vagga I, 13, 55-57)

 

33. In der Nähe der Hauptstadt lebten zwei Brahmanen-Söhne. Sie waren Freunde - Sariputta (auf dem Bild oben rechts) und Moggallano. Als Sariputta einmal in der Stadt den Mönch Assaji (auf dem Bild oben links - einen der ersten fünf Jünger des Buddha) beim Almosengang sah, war er von seiner Ausstrahlung beeindurckt und beschloss, diesen nach seinem Meister zu fragen. Nachdem Assaji abseits sein Mahl eingenommen hatte, ging Sariputta zu ihm und fragte ihn nach seinem Meister und dessen Lehre. Assaji antwortete: "Die Dinge, die bedingt entstanden, die Ursachen, die sie entbanden, und wie ihr Schwinden vor sich geht, das lehrt Buddha, der Asket." Sariputto berichtete seinem Freund Moggallano danach von der Begegnung. Sie beschlossen, sofort  Buddha-Mönche zu werden und wurden später seine Hauptjünger. (Maha Vagga I, 14, 60)

 

34. Nachdem der König von Magadha Anhänger des Buddha geworden war und den Orden förderte, kamen bald schon labilere Charaktere in den Orden. Denn es war geradezu Mode geworden, in den Orden einzutreten, zumal der königliche Schirmherr manche Privilegien gewährte. Angesichts dieser  Entwicklung war es unumgänglich, das Ordensleben zu regeln, denn der Orden begann nahezu ein Eigenleben innerhalb des Staates zu führen. Da viele junge Männer Mönche wurden, gab es unter der Bevölkerung nicht nur Verehrung, sondern bei manchen auch Unruhe, es erhob sich sogar Kritik, dass der Buddha das Volk kinderlos mache, Frauen zu Witwen, dass er die Familien zerstöre. Der Buddha ordnete an, dass die Mönche bei Tadel Ruhe bewahren, sich nicht einschüchtern und nicht aufregen lassen sollten. Nach sieben Tagen hörten die Vorwürfe und der Lärm auf.

 

35. Eine besondere Aufgabe, die des Buddha noch harrte, war es, die Lehre auch seiner Familie und seinem Volk zu bringen. Sein Vater Suddhodano hatte inzwischen Kunde von dem religiösen Wirken seines Sohnes erhalten. Er schickte reitende Boten nach Rajagaham  zum Bambuspark mit der Bitte, er möge den Buddha bewegen, nach Kapilavatthu zu kommen. Der Erwachte machte sich bald mit einer großen Schar von Mönchen auf den Weg zur Hauptstadt der Sakyer.

Suddhodano war gewiss von widerstreitenden Gefühlen erfüllt und zunächst enttäuscht, seinen Sohn als Bettler wiederzusehen. Er versuchte wohl auch, den Buddha in seine frühere Funktion als Prinz zurückzugewinnen (Bild). Aber es entwickelte sich ein Gespräch, während dem dem König eine Ahnung von Rang und Glück des Erwachten aufging. Schließlich fiel der dem Buddha zu Füßen und huldigte ihm. (Buddha - Carita)

 

36. Nachdem der Buddha seinem Vater die Lehre und seine Lebensführung erklärt hatte, begab er sich zum Stadtrand in das Kloster des Feigenbaumes. Wie ein Lauffeuer sprach sich herum, dass Siddhattho heimgekehrt sei. Die Sakyer waren stolz auf ihre Abstammung und die Älteren dachten, da Siddhattho jünger sei als sie, sollten nur die jüngeren Adeligen ihm ihre Veehrung bezeugen, für sie sei das unter ihrer Würde. Da ließ der Erhabene einen Beweis seiner überirdischen Macht sehen - und das genügte, dass sie ihm nun doch ihre  Verehrung zeigten. Sie vergaßen nur, ihn zum Essen einzuladen. So ging der Erwachte am nächsten Tag auf Almosengang. Dann aber lud der König ihn und die Mönche in den Palast zum Mahl ein und alle Verwandten und Freunde kamen. Seine frühere Gemahlin Yashodara blieb zunächst abseits. "Wenn ich irgendeinen Vorzug besitze, dann wird er kommen", äußerte sie. 

 

37. Der Buddha forderte Sariputta und Mahamoggallano auf, ihn zu begleiten, und ging zu seiner einstigen Gattin. Da kam sie herbei in den Saal und bezeugte ihm ihre Verehrung. Danach erzählte der König, wie sich Yasodhara in seiner Abwesenheit verhalten habe. Als sie von seiner asketischen Lebensweise vernommen habe, da habe auch sie nur vormittags gegessen, fahle Gewänder angelegt, auf niederem Lager geschlafen, allen Schmuck abgelegt. Als ihre Sippe von Devadaho sie wieder habe heimholen wollen und mit einem anderen Mann vermählen wollte, da habe sie ein solches Ansinnen zurückgewiesen.

Als der König voll Eifer ihre Tugenden pries, lächelte der Buddha und sagte, es sei nicht das erste Mal, dass Yasodhara solche Eigenschaften zeige. Er kenne sie aus vielen Leben weit besser als sie sich selbst. Es kam anschließend zu einem Lehrgespräch, während dem der König den Stromeintritt erlangte.

 

38. Der Sohn des Buddha, der damals achtjährige Rahulo hatte seinen Vater nie gesehen. Doch seine Mutter und sein Großvater hatten ihm viel erzählt. Yasodhara wünschte damals noch, dass Rahulo künftig König und Kaiser werden möge. Sie forderte ihn auf, zu seinem Vater zu gehen und ihn um sein Erbe zu bitten. Das tat Rahulo, der seinen Vater bis zum Kloster folgte. Der Buddha sagte sich, dass das Erbe, welches Rahulo wünsche, nur zu Wiedergeburt und Wiedertod führe. Von Mitleid bewogen, wollte er Rahulo zum Erben der Lehre machen. Er sprach zu Sariputto, dieser möge ihn als Novizen aufnehmen. Das geschah auch.

Als Suddhodano davon hörte, war er von Schmerz überwältigt, nach seinem Sohn auch seinen Enkel zu verlieren. Er bat ihn, der Buddha möge künftig aus Mitleid mit den Eltern kein Kind ohne deren Genehmigung fortziehen lassen. Der Buddha erklärte dies danach zur Regel.

 

39. Der Buddha verließ Kapilavatthu, doch die Lehre breitete sich aus. Suddhodana genehmigte, dass aus jeder Familie, in der mehr als ein Sohn war, einer in den Orden gehen konnte. So fanden sich dann sechs Sakyer zusammen, die gemeinsam in den Orden gehen wollten: Anuruddho, Bhaddiyo, Anando, Bhagu und Kombilo, ferner der Schwager des Buddha, Prinz Devadatto. Als siebter ging der Hofbarbier Upali mit. Ein Angehöriger der untersten Kaste, der aber eng mit den Sakyer-Edlen verbunden war. (Culla Vagga VII, 330)

So zogen sie dorthin, wo der Buddha weilte. Dann sprachen sie zum Erhabenen: Sie wüssten als Sakyer um ihren Stolz. Dieser Barbier sei lange ihre Diener gewesen. Er möge nun als erster ordiniert werden. Dann würden sie ihn als Älteren in der Askese ehren und ihm dienen - so könnten sie am besten ihren Sakyerstolz überwinden. Entsprechend wurde Upali zuerst ordiniert (Bild), sodann die anderen sechs. Anando wurde später der Betreuer des Buddha.

 

40. Anathapindiko war ein reicher Großkaufmann aus Savatthi. Nachdem er ein Verständnis für die Lehre erlangt hatte, wollte er für den Buddha und den Orden einen guten Aufenthaltsplatz für einen dauerhaften Verbleib spenden ein Vihara.

Schließlich fand er auf der Hügelkette, die die Stadt umgab, einen schönen Waldplatz, der dem Prinzen Jeta (Sieger), einem Sohn des Königs Pasenadi von Kosalo, gehörte. Anathapindiko wollte ihm das Grundstück abkaufen, aber jener erwiderte, das sei nicht zu bezahlen, es koste 18 Millionen. "Die gebe ich sofort", sagte er. Sie konnten sich aber nicht einig werden und so gingen sie zu einem Schiedsrichter. Der setzte den Preis auf so viele Goldstücke fest, wie man nebeneinander auf das Gelände legen könne. Anathapindiko ließ viele Wagen mit Goldmünzen beladen und den Platz damit auslegen (Bild). So wurde auf dem Gelände das Siegerwaldkloster, Jetavana gebaut. (Culla Vagga VI, 307)

 

41. Nachdem der Erwachte eine Regenzeit im Siegerwaldkloster zugebracht hatte, wanderte er wieder gen Norden, dem Land seiner Geburt entgegen. Sein Stamm, die Sakyer befanden sich in einer Auseinandersetzung mit den Koliyern, dem Nachbarstamm. Das Gebiet beider Länder war durch den Fluss Rohini getrennt, den beide zur Bewässerung ihrer Felder brauchten. Infolge längerer Trockenheit war das Wasse so zurückgegangen, dass es nicht mehr für die Bewässerung ausreichte. Es entspann sich ein Streit der Feldarbeiter beider Völker, der eskalierte. Beide Seiten begann, ihr Heer zu mobilisierten. Ein Blutvergießen schien unvermeidlich.

Da erschien rechtzeitig der Buddha als Vermittler. Beide Könige trafen auf einer Flussinsel zusammen und der Buddha machte klar, ein wie großer Unsegen ein Krieg sei und wie sinnlos es wäre, wegen etwas Wasser kostbares Blut zu vergießen. Beide Könige sahen das schließlich ein.

 

42. Saccako Aggivessano war ein Brahmane aus Vesali. Er war ein trefflicher Redner, hoch angesehen. Er hielt sich für unbesiegbar im Redekampf. "Den Asketen oder Priester möchte ich kennen, sei es selbst ein Heiliger, der nicht vor mir wankt, bebt, erzittert, dem nicht der Angstschweiß aus den Achselhöhlen rieselt", so sprach er.

Er suchte dann den Erhabenen auf und lud auch die licchavischen Fürsten mit ihrem Gefolge zu seinem Gespräch mit dem Buddha ein.

Der Buddha unterwies ihn schließlich in der Anatta-Lehre vom Nicht-Ich. Am Ende des Wortgefechtes setzte sich Saccako verstummt und verstört, gebeugten Rumpfes, gebeugten Hauptes, das Antlitz von brennender Röte übergossen, wortlos nieder. Er gab zu, zu verwegen gewesen zu sein: "Man mag vielleicht, o Gotamo, einem wütenden Elefanten entgegentreten ohne Schaden zu nehmen, aber nicht dem verehrten Gotamo." (Majjhima Nikaya 35 und 36)

 

43. Ein Kaufmann aus Rajagaha hatte ein großes Stück Sandelholz bekommen und kam auf die Idee, daraus eine Almosenschale für Mönche zu fertigen und sie zwischen Bambusstangen in der Luft aufzuhängen. Er sagte: "Gibt es einen Heiligen, der durch die Luft fliegen kann, soll er sich die Schale holen". Verschiedene Pilger beanspruchten die Schale, konnten sie aber nicht herunterholen.

Der ehrw. Pindola war mit dem ehrw. Mahamoggallana auf Almosengang und sah das ganze Spiel. Er erhob sich in die Luft und holte die Schale, die der Kaufmann anschließend mit köstlicher Speise füllte. Der Buddha rief Pindola und tadelte ihn heftig: "Das ist asketenunwürdig, unerlaubt und nicht zu tun. Wie kannst du nur, Pindola, für eine alberne Holzschale vor Hausleuten übernatürliche Fähigkeiten vollführen. Das ist so, als würde eine Dirne für ein paar lumpige Münzen ihre Genitalien zeigen". (Culla Vagga V, 252)

 

44. Als die vielen jungen Sakyer in den Orden eingetreten waren, fühlten sich deren Ehefrauen elend und verlassen. Sie hätten gern auch das religiöse Leben gewählt. Als deren Fürsprecherin ging daher die Stiefmutter des Buddha, Königin Mahapajapati, zu ihm (die leibliche Mutter war 7 Tage nach seiner Geburt gestorben) und bat, dass er auch Frauen gestatten möge, vom Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen. Der Erwachte lehnte diese Bitte ab.

Mahapajapati legte dann (nachdem auch noch ihr Ehemann, der Vater des Buddha, König Suddhodana gestorben war) zusammen mit den anderen Frauen fahle Gewänder an, schnitt ihre Haare ab und wollte ein Pilgerleben auf eigene Faust führen. Anando erblicket sie so. Er machte sich zu ihrem Fürsprecher beim Erwachten und trug ihm ihre Bitte als die seine vor (Bild). (Culla Vagga X, 402)

 

45. Anando fragte den Buddha, ob auch eine Frau den Heilsstand verwirklichen könne. Als der Buddha dies bejahte, dass er den Frauen doch diesen größten Gewinn nicht vorenthalten möge. Darauf erwiderte der Buddha, dass eine Frau ordiniert werden könne, wenn sie acht Dinge als gewichtige Verpflichtung auf sich nimmt. Anando ging darauf zu Mahapajapati, die sofort die Reglen auf sich nahm und damit die erste buddhistische Nonne wurde (Culla Vagga X, 403). Damit war die vierte und letzte Versammlung des Buddha begründet. Die Versammlungen der Mönche, Anhänger und Anhängerinnen war schon vor fünf Jahren in Benares gegründet worden. Jeder bisherige Buddha aber hatte alle vier Versammlungen.

Bald erreichte die Stiefmutter, die vormalige Ehefrau und die Schwester des Buddha den Heilsstand, ebenso manche anderen der fünhundert Sakyernonnen.

 

46. Danach war der Buddha wieder in Savatthi im Siegerwaldkloster. Er hatte auch schon mit dem König von Kosalo mit Namen Pasenadi Bekanntschaft gemacht. Im Laufe der Jahre fanden zahlreiche Gespräche zwischen den Beiden statt. Der König war dem Buddha ganz ergeben.

Andere Pilger, die ihm den Ruhm neideten, benutzten ein wunderschönes Mädchen namens Cinka dazu, ihm zu verleumden. Sie begab sich öfter und auffällig zum Siegerwaldkloster. Dann blieb sie eine Nacht. Auf Fragen reagierte sie absichtlich ausweichend. Schließlich umband sie ihren Leib mit vielen Tüchern und gab sich das Aussehen einer Schwangeren. Dann spielte sie die Rolle der verlassenen Geliebten. Sie klagte den Meister offen an, sie trage ein Kind von ihm. "Ob das wahr ist, wissen nur du und ich", sagte der Buddha. In diesem Augenblick hob ein Windstoß ihr Gewand und die Schnüre zerrisssen. Die Laien jagten Cinka mit Stöcken aus dem Kloster. (Jataka 472 E)

 

47. Die achte Regenzeit verbrachte der Buddha im Land der Bhagger. Dort nahm ein edles Ehepaar, die Hausleute Nakula, bei ihm Zuflucht. Als der Hausvater krank wurde, ermahnte Nakulamata ihren Mann, sich keine Sorgen zu machen, denn dann stirbt man qualvoll. Sie beruhigte ihn wegem all seiner Sorgen und Zweifel.

Als sich seine Krankheit legte, sagte der Buddha zu Nakulapita:

"Gut, Hausvater, hast du es getroffen, dass du in Nakulamata eine so fürsorgliche und auf dein Wohl bedachte Ermahnerin und Unterweiserin gefunden hast. Wenn es unter meinen Anhängerinnen solche gibt, die vollkommen in Tugend sind, die Ruhe des Gemütes erreicht haben, in der Lehre Fuß fassten, auf keinen anderen gestützt in der Weisung des Meisters verweilen, so ist Mutter Nakula eine von ihnen." (Anguttara Nikaya VI, 16)

Später bezeichnete der Buddha die Eheleute als Spitzen der Jüngerschaft in gegenseitiger Zuneigung.

 

48. In Indien herrschte schon damals das Kastensystem. So wie es im Abendland die vier Stände gab (Klerus, Adel, Bürgertum, Proletariat) gab es in Indien vier Kasten (Brahmanentum, Krieger, Bürger, Diener). 

Der Buddha hat im Widerspruch zu den anderen indischen Gepflogenheiten seinen Orden allen Kasten geöffnet, hat also nicht die untere Kaste vom religiösen Leben ausgeschlossen.

Sunito war ein Straßenfeger und gehörte zur untersten Kaste. Der Buddha sah, dass in jenem Sunito gute Dinge reif wurden und er ging dorhin, wo dieser fegte. Sunito benahm sich instinktiv ehrfurchtsvoll. Da wandte sich der Buddha an ihn: "Was soll so ein armseliges Leben? Ist es so schwer, es zu verlassen und Mönch zu werden?" Da wurde Sunito Mönch, und der Buddha führte ihn persönlich in die Askese ein. Bald erreichte er den Heilsstand und die Götter kamen zu ihm. Da lächelte der Erhabene. (Theragata 630)

 

49. Ein anderer Fall war Uttara, Tochter einer Amme und Sklavin der Königin von Kosambi. Sie pflegte vom Geld, das sie zum Einkaufen erhielt, immer die Hälfte zu unterschlagen, war also auf dem besten Weg, weiter bergab zu kommen. Da hörte sie eine Lehrrede des Buddha und gelangte in die Heilsanziehung und erreichte den Stromeintritt. Sie beichtete ihrer Herrin die Unterschlagungen. Diese zeigte Verständnis und Nachsicht und gab ihr sogar eine bessere Stellung. Mit der Zeit lernte sie die ganze Lehre auswendig, verarbeitete sie gründlich und wurde darum als Spitze der Anhängerinnen gelobt, die viel gehört und erfahren hatten.

In Kosambi, der Hauptstadt des Königreichs Vamsa, hatte die Lehre erst später Fuß gefasst und dann war das Königreich, in dem König Udeno regierte, Schauplatz eines Streites zwischen den Buddha-Mönchen, der fast zu einer Spaltung des Ordens geführt hätte.

 

50. Ein Brahmane namens Magandiyo hatte den Buddha lehren gehört und den Gedanken gefasst, ihm etwas Gutes zu tun. In seiner Naivität bot er ihm das Liebste an, was er besaß, seine schon von vielen Männern begehrte Tochter Magandiya. Der Asket Gotamo erschien ihm der beste Schwiegersohn, den er sich denken konnte. Wie der Buddha ihm antwortete und wie Magandiyo ein Anhänger des Buddha wurde, ist in Sutta-Nipata 835-847 geschildert.

Magandiyo wurde sogar Mönch, seine Frau Nonne, die Tochter aber wurde von Udeno, dem König von Kosambi, zur Gemahlin erwählt, nachdem dieser von dem Angebot ihres Vaters an den Buddha gehört hatte. Magandiya aber hatte einen Hass gegen alles Buddhistische gefasst, weil der Buddha sie abgelehnt hatte. Als daher die Hauptfrau des Königs Anhängerin der Lehre geworden war, verbanden sich dieser Hass und die übliche Eifersucht miteinander.

 

51. Man wurde auf den Buddha aufmerksam, aber durch den vorhergehenden Vorfall nicht auf eine angenehme Art (Bild). Magandiya war inzwischen Gatttin des Königs, verleumdete ihre Nebenbuhlerin, die sich der Lehre zugewandt hatte und stiftete dann Brand im Harem, so dass jene verbrannte. Zur Strafe ließ der König ihr lebendig das Fleisch stückweise vom Leib schneiden, bis ihre Seele von der Erde zur Hölle fuhr.

Dann waren auch einige Büßer und drei Kaufleute in Kosambi auf den Buddha aufmerksam geworden. Sie wurden Mönche bzw.  Anhänger des Buddha und luden ihn nach Kosambi ein. Ein Anhänger, Ghosito, hatte ihm seine Gartenstiftung als Kloster angeboten und dort nahm der Erwachte Aufenthalt. Die Lehre verbreitet sich auch im Lande Vamsa.

Im Kloster lebten zwei Mönche, ein Predigermönch und ein Liebhaber der Ordenszucht. (Maha Vagga X, 1-6)

 

52. Die beiden o.g. Mönche hatten eine Meinungsverschiedenheit wegen im Waschraum nicht weggeschütteten schmutzigen Waschwassers, also wegen einer Lappalie. Sie einigten sich zwar, aber ihre jeweiligen Anhänger - es waren angesehene Mönche - schürten durch Hintertragen und Lügen die Auseinandersetzung weiter. Die eine Seite behauptete, dass der Mönch der Gegenseite die Suspendierung von allen Mönchsrechten verdiene. Die Streitigkeit griff nun auch auf die Hausleute über, auf die Nonnen, auf die Schutzgeister, selbst zu den Götter der ganzen Sinnenwelt drang die Kunde von der ersten drohenden Ordensspaltung. (Majjhima Nikaya 48 und 128)

Nach dieser Zuspitzung begab sich ein versöhnlicher Mensch zum Erwachten hin, der gerade wieder in Kosambi eingetroffen war. Der Buddha sagte u.a., es sei nicht gut, die Rechthaberei über die Eintracht zu stellen. Die Parteien gaben aber nicht nach.

 

53. Die Diskussionen nahmen wieder überhand, es kam zu Beleidigungen und sogar zu Handgreiflichkeiten und Schlägereien unter den Mönchen. Nach einem letzten vergeblichen Versuch ging der Buddha fort und allein auf Wanderschaft. In der Zwischenzeit hatten die Hausleute erkannt, in welch gewaltigen Gegensatz zur Lehre das Verhalten der Mönche stand. Sie beschlossen, den Mönchen die Anerkennung als Mönche zu verweigern, d.h. sie gaben ihnen keine Almosen mehr und grüßten sie nicht mehr. Es bedurfte dieses Boykotts als des gröbsten Mittels, um die Mönche daran zu erinnern, wie sehr sie vom Leib her von der Speise der Hausleute abhängig seien. Erst als sie hungern mussten, kamen sie langsam zur Besinnung. Was der Buddha mit seinen eindringlichen Worten nicht vermocht hatte, das vermochte der Hunger. Sie wollten den Buddha um Verzeihung bitten.

 

54. Der Erwachte hatte zunächst drei andere, ernsthaft übende Mönche besucht im östlichen Bambushain und sich nach ihrem Wohlergehen erkundigt. Er belehrte und bestärkte seine eifrigen Jünger in der Meditation. Nachdem er einige Zeit bei den drei Mönchen verbracht hatte, begab er sich nach einem anderen Wald, dem Forst von Parileyya, und dort verbrachte er die ganze neunte Regenzeit in der Einsamkeit, so dem gesamten Orden ein mahnendes Vorbild gebend. Dort wurde der Erwachte von keinem Menschen besucht, nur von einem wilden Elefanten, der ihm zugetan war, mehr zugetan als die Mönche von Kosambi.

Nach vier Monaten Demütigung kamen die Mönche in Kosambi langsam wieder zur Besinnung und alle fragten den Buddha, was zu tun sei. Der Erwachte klärte die Situation anhand der Ordensregeln genau und der Streit wurde geschlichtet. (Maha Vagga X, 1-6)

 

55. Beim Dorf Ekanala nahm der Erwachte einen kürzeren Aufenthalt. Dort gaben sich die Menschen mit besonderer Liebe dem Feldbau hin und die Äcker gaben reiche Frucht. Beim Almosengang des Buddha kam es zu einem Gespräch. Der Pflüger Bharadvaja, ein Brahmane, beaufsichtigte gerade die Speiseverteilung für die Feldarbeiter. Als er den Erhabenen seitwärts stehen sah, sprach er ihn an: "Ich, o Asket, pflüge und säe; und habe ich das getan, dann esse ich! Auch du, o Asket, solltest pflügen und säen und dann magst du essen!" "Auch ich, o Brahmane, pflüge und säe, und dann esse ich", sagte der Erhabene darauf.

"Vertrauen ist das Saatkorn und Askese ist der Regen...  die Weisheit ist Joch und Pfluggestell...  die Achtsamkeit ist Pflugschar...  die Wahrheit nutze ich zum Jäten... die Willenskraft ist mein Gespann..."  (Sutta Nipata I, 4, 76-82)  Am Ende wurde der Brahmane Mönch und bald Geheilter.

 

56. Die zwölfte Regenzeit verbrachte der Erwachte bei der Stadt Veranjara. Dort kam es zu einer Hungersnot, und es wurde eine Art von Lebensmittelkarte mit Reisrationierung ausgegeben. Die Mönche konnten nur Pferdefutter zu essen bekommen (Bild). Als Mahamoggallano vorschlug, durch magische Macht Nahrung herbeizuschaffen oder die Gegend zu verlassen, verwies der Buddha ihm dies.

Von anderen angestiftet, ging ein Pilger namens Asibandhakaputto dort hin und fragte, wie es sich vereinbare, dass der Buddha Liebe zu allen behaupte, aber doch mit seinen Mönchen die knappe Nahrung wegesse. Der Buddha erwiderte, seit einundneunzig Äonen, an die er sich zurückerinnere, sei nie einer Familie dadurch Schaden erwachsen, dass sie etwas gespendet habe. Einzig durch Untugend erlebe man Schaden, nie durch Geben.

 

57. Im Laufe seiner Wanderungen hielt der Buddha viele Predigten an Hauleute und Laienanhänger. Er führte immer wieder die wichtigsten Grundregeln für seine Anhänger aus: 1. Nicht töten und nicht verletzen auch nur eines Lebewesens. 2. Nicht stehlen, d.h. nichts nehmen, was mir nicht gegeben wurde oder ich durch ehrliche Arbeit erworben habe. 3. Keine sexuellen Fehlhandlungen begehen, z.B. Einbruch in andere Partnerschaften usw. 4. Nicht lügen und durch Unwahrheiten anderen Schaden zufügen, z.B. durch Hintertragen. 5. Keinen Alkohol oder andere Rauschmittel zu sich nehmen.

Ein frommer Jünger betrachtet es so:

"Ich nehme jetzt eine Anstrengung auf mich dadurch. Sollte ich Lebewesen Schaden zufügen, würde das Gewissen mir schlagen. Nach der Auflösung meines Leibes im Tode würde ich in einer Welt des Jammers wiederauferstehen. Dem beuge ich vor, indem ich die Regeln einhalte."

 

58. Im zwanzigsten Jahr seines Wanderlebens weilte der Erwachte in Savatthi, und hier kam es zu der berühmten Geschichte der Bekehrung des Raubmörders Angulimalo. (Majjhima Nikaya 86 / Theragata 871 - 891)

Aufgrund einer Vorgeschichte sollte er für seinen Meister Ahimsaka tausend kleine Menschenfinger der rechten Hand bringen. Er beschaffte sich ein großes Schwert und ging in einen Wald bei Kosala, wo er sich auf die Lauer legte, um Reisende umzubringen. Nach einiger Zeit rief König Pasenadi natürlich zu seiner Gefangennahme auf. Angulimalas Mutter machte sich auf den Weg, um ihn zu warnen und zu retten. Zu jenem Zeitpunkt hatte Angulimala 999 Finger gesammelt. Er hätte wohl jetzt auch seine Mutter getötet. Doch gerade zu diesem Zeitpunkt wurde der Buddha aufmerksam, als er die Welt mit großem Mitleid überblickte. Als der Buddha erschien, wollte sich Angulimala auf ihn stürzen und seine Mutter verschonen. Doch so schnell er auch rannte, er konnte den Buddha nicht einholen. Er rief: "Halt an, Asket". Da sagte der Buddha: "Halt auch du an, Angulimala!" Zutiefst erschüttert warf Angulimala seine Waffe weg. Der Buddha nahm ihn in den Orden auf und der König respektierte das. Jedoch hatte er später bei den Almosengängen als Mönch viel zu erdulden, er wurde von den Leuten mit Steinen beworfen, seine Schale zerbrochen und Blut floss sogar. Als der Meister ihn einmal so  sah, sagte er: "Halt aus Brahmane. Du erfährst hier die Vergeltung für Taten, für die du in der Hölle viele Jahre, Jahrhunderte in der Hölle hättest büßen müssen". Am Ende seines Lebens wurde Angulimala ein Heiliger (ein Arahat). Vom Mörder zum Geheilten - das stand über seinem Leben.

 

59. Der wachsende Ruhm des Buddha rief danach wieder Neider auf den Plan. Nun warben sie ein schönes Mädchen mit Namen Sundari  an. Der böse Plan sah vor: Sie sollte ständig zum Kloster gehen. So ließ sie sich ständig sehen, so als wenn sie des morgens das Kloster verließe und es abends betrete. Fragenden erklärte sie, sie verbringe ihre Nächte mit dem Asketen Gotamo. Als alle Menschen der Umgebung das mitbekommen hatten, töteten die Verbrecher Sundari und verbargen die Leiche in der Nähe des Jetahains, so dass der Verdacht des Mordes auf die Mönche und den Buddha fallen sollte. Die neidischen Pilger der anderen Sekten durchsuchten den Jetahain, fanden den Leichnahm und auf einer Bahre trugen sie diese durch Savatthi und hetzten das Volk gegen die Buddha-Mönche auf.  (Udana IV, 8)

Der Buddha lehrte die Mönche einen Vers, den sie als Antwort auf die Beschimpfungen geben sollten: "Wer falsch beschuldigt geht zur Hölle ein..." usw. Das Gezeter der Menschen hielt nur sieben Tage an, dann verstummte es. Der König glaubte aber nicht an den allzu ausgeklügelten Betrug und nach einiger Zeit verrieten sich die wahren Mörder selbst, als sie in einer Schenke nach reichlich Alkoholkonsum ungehemmt mit ihrem Mord prahlten.

 

60. Der Brahmane Sundarika-Bharadvaja pflegte rituelle Waschungen im Fluss Bhuka und fragte auch den Buddha, ob er das tue. "Warum, was kann das nützen?" fragte der Buddha. "Den Leuten gilt es als verdienstlich und es reinigt von vielen Übeltaten." Darauf antwortete der Erhabene mit Versen, die vielleicht im Gedächtnis behalten und auch von anderen Anhängern so weitergegeben wurden (Bild).

"Brahmane, so wirst du von Schmutz befreit: Gib jedem Wesen Schutz und Sicherheit!

Und lügst du nicht, beschädigst auch kein Leben und nimmst du nichts, was man dir nicht gegeben,

Bist du vertrauenswürdig und kein Hasser -

Warum zur Gaya gehn? Sie ist nur Wasser."

(Majjhima Nikaya 7)

Diese Worte machten auf den Brahmanen tiefen Eindruck und er nahm Zuflucht zu Buddha, Dhamma, Sangha.

 

61. Patacara war die wunderschöne Tochter eines sehr reichen Kaufmanns aus Savatthi. Sie hatte eine Liebesaffäre mit einem Diener und wegen des niedrigen sozialen Status floh sie mit diesem Mann und die beiden verdienten sich selbst ihren Lebensunterhalt. Als sie schwanger wurde, wollte sie zu ihren Eltern, gebar aber auf dem Weg dorthin einen Sohn und kehrte auf halbem Wege zurück. Erneut schwanger, reiste sie wieder zu ihren Eltern, diesmal mit ihrem Mann und Sohn zusammen. Unterwegs erhob sich ein Sturm und in dem Unterschlupf, den die drei gefunden hatten, wurde ihr Mann von einer Giftschlange gebissen und war sofort tot. Patacara gebar ihren zweiten Sohn. Danach ging sie weiter. In einem Fluss, den sie überqueren mussten, ertranken ihre beiden Söhne und dann kam ihr ein Mann entgegen, der berichtete, dass ihr Elternhaus abgebrannt war und ihre Eltern und ihr Bruder dabei zu Tode gekommen waren. Als Patacara den Rauch in der Ferne sah, geriet sie außer sich. Sie riss sich die Kleider vom Leib und rannte nackt, weinend und wehklagend umher. Die Menschen, die ihr begegneten, nannten sie eine Verrückte, bewarfen sie mit Erdstücken und Kot, doch sie hörte nicht auf.

So wurde sie am Eingang des Jetavana-Klosters gesehen, in dem der Buddha weilte. Die Anhänger sagten: "Lass diese Verrückte nicht herein kommen". Doch der Buddha wies die Leute an, ihr Kleider zu geben und ihr zuzuhören. Sie erzählte ihre tragische Geschichte. Der Meister hörte ihr geduldig zu und sprach freundliche Worte zu ihr. Er erklärte ihr, dass es von jeher so war in der Kette der Wiedergeburten und "in deinem Kummer über den Verlust von lieben Menschen hast du schon mehr Tränen vergossen, als die vier Ozeane Wasser enthalten." Später wurde sie eine vollkommen Befreite (ein Arahat) und die beste Kennerin des Vinaya (der Ordensdisziplin).. (Therigata 112-116 / Dhammapada 288 f.)

 

62. Die ehrw. Dhammadinna, Bürgerin aus Rajagaham, wurde Nonne und stand bald an der Spitze der Lehrrednerinnen. (Anguttara Nikaya I, 19 / Therigata 12, Majjhima Nikaya 44)

Ihr früherer Gatte Visakho befragte sie darüber, was der Buddha denn meint, wenn er sich der herkömmlichen Sprache bedient und vom "eigenen Selbst" spricht. Sie sagte, dass die fünf Gruppen des Greifens (pancupadanakkhandha) eben jenes "Selbst" enthalte. Die fünf Gruppen: Form, Gefühl, Wahrnehmung, Aktivität und programmierte Wohlerfahrungssuche. Es ist die Fehldeutung dieser fünf Gruppen, in die das "Ich" zerfällt, dass unsere Einbildung von etwas Wesenhaftem fortbestehen lässt. Er fragte auch nach dem Entstehen der Daseinsgruppen und Dhammadinna antwortete mit einem Zitat des Buddha: "Es ist jenes zum Wiederdasein führende, mit Lust verbundene Begehren, Daseinsbegehren, Sinnesbegehren und Selbstvernichtungsbegehren."

 

63. In Savatthi lebte auch ein Mädchen namens Kisa Gotami, aus armen Verhältnissen kommend, führte sie ein mühseliges Dasein. Doch eines Tages nahm  ein reicher Kaufmann sie zur Frau. Als sie einen Sohn bekam, akzeptierte die gesamte Sippe ihres Mannes sie schließlich als Mutter des Sohnes und Erben. Dadurch war eine große Last von ihr genommen. Eines Tages wurde das Söhnchen krank und starb. Aus großer Verzweifelung und Kummer weigerte sie sich, die Tatsache zu akzeptieren, dass das Kind gestorben war und ging von Haus zu Haus und bat um Medizin. Die Menschen antworteten ihr, da helfe keine Medizin, das Kind sei tot. Nach einiger Zeit verspotteten die Leute sie.

Schließlich ging sie ins Jetavana-Kloster, wo der Buddha weilte und bat ihn um Medizin. Der Erwachte antwortete ihr freundlich, dass er eine Medizin kenne, doch müsse sie sie selbst beschaffen. Eifrig fragte sie, welche Medizin das sei. "Senfsamen", antortete er zur Überraschung aller Anwesenden. Kisagotami wollte nun wissen, wo sie solche Senfsamen bekommen könne. Der Buddha erwiderte, sie brauche nur eine geringe Menge aus einem Haus, in dem noch nie jemand gestorben sei. Sie vertraute dem Wort des Erhabenen und ging in die Stadt. Beim ersten Haus fragte sie, ob man Senfsamen habe. "Gewiss", lautete die Antwort. "Könnte ich einige wenige Körner bekommen?" bat sie. "Natürlich", sagte man ihr und brachte das Gewünschte. Doch dann stellte sie die zweite Frage: "Ist in diesem Haus schon jemand gestorben?" "Aber natürlich", sagten ihr die Leute. Und so erging es ihr überall. Gegen Abend dämmerte ihr allmählich, dass nicht sie allein unter dem Tod eines geliebten Menschen litt: Dies war das allgemeine menschliche Schicksal. Später bat sie darum, in den Nonnenorden aufgenommen zu werden. Danach verbrachte sie viel Zeit mit der Übung und dem Studium des Dhamma. Sie wurde eine vollkommen Befreite. (Therigata 213-223 / Dhammapada 114)

Mit solchen Mitteln heilte der Buddha immer wieder trauernde Menschen und riss sie aus ihrem überwältigenden Schmerz, in dem sie die ganze Welt aus der engen Perspektive ihres eigenen persönlichen Verlustes betrachteten.

 

64. Zu jener Zeit bekam ein gewisser Mönch die Ruhr und er lag in seinem eigenen Urin und Kot. Da ging der Erhabene, begleitet vom ehrw. Anando, auf einen Gang durch das Kloster zur Behausung jenes Mönches und sah ihn in seinem eigenen Urin und Kot liegen. Als er dies gesehen hatte, sprach er zu dem Mönch: "Welche Krankheit, Mönch, hast du?"  "Ich habe die Ruhr. Erhabener" - "Hast du einen Pfleger?" -  "Ich habe keinen Pfleger, Erhabener" - "Weshalb pflegen die Mönche dich nicht?" - "Auch ich, Verehrungswürdiger, habe den Mönchen früher nicht geholfen, daher pflegen die Mönche mich nicht." Da sprach der Erhabene zum ehrw.  Anando: "Geh, Anando, und hole Wasser, wir werden diesen Mönch baden." "So sei es, Verehrungswürdiger."  Der Erhabene begoss den Mönch mit dem Wasser und der ehrw. Anando wusch ihn. Dann hielt der Erhabene den Mönch am Kopf und der ehrw. Anando hielt ihn an den Füßen und sie hoben ihn hoch und legten ihn auf das Bett.

Aus diesem Anlass ließ der Erhabene den Orden zusammenkommen und belehrte die Mönche:  " ... Wenn ihr euch nicht gegenseitig pflegt, wer sollte euch sonst pflegen? So wie man mich pflegen würde, so soll man Kranke pflegen."   

Der Inhalt dieser Episode ist für das Zusammenleben der frühen buddhistischen Gemeinschaft sehr bedeutsam. Häufig haben wir heute ein ziemlich blasses, farbloses Bild vom historischen Buddha und seinem Leben. Wir kommen nicht darauf, dass auch ein Erwachter mit ganz alltäglichen Dingen zu tun hatte. (Maha Vagga VIII, 224)

 

65. In Savatthi begab sich der ehrw. Punno dorthin, wo der Erhabene weilte und sagte, dass er ins Land der westlichen Suner wandern möchte. Der Erwachte warnte ihn: "Diese Suner sind ein rohes Volk. Wenn sie dich beschimpfen werden, wie wird dir da zumute sein?" "Ich denke dann: Wie gnädig sind sie, dass sie mich nicht mit Fäusten schlagen". "Wenn sie dich mit Fäusten schlagen"? "Wie gnädig, dass sie mich nicht mit Steinen bewerfen" "Wenn sie dich mit Steinen bewerfen?" "Wie gnädig, dass sie mich nicht mit Stöcken prügeln." "Wenn sie dich mit Stöcken prügeln". "Wie gnädig, dass sie mich nicht mit Säbeln treffen." "Und wenn sie dich mit Säbeln treffen?" "Wie gnädig, dass sie mich nicht umbringen." "Und wenn sie dich umbringen werden?" "Dann bin ich froh, diesen Leib loszuwerden." Der Buddha stellte fest, dass Punno imstande wäre, im Lande der Suner zu weilen. Er gewann dort später viele Anhänger und wurde ein Arahat. (Majjhima Nikaya 145)

 

66. Die Haltung des Buddha zu den Tieren ist am kürzesten umrissen mit dem Wortlaut der vom Erwachten gegebenen Tugendregel: "Ohne Stock, ohne Schwert, fühlsam, voll Teilnahme hegt er zu allen lebenden Wesen Liebe und Mitleid." Alle Wesen sind durch ihr Wirken das geworden, was sie sind, auch die höchsten Götter. Und es gibt kein Lebewesen in dem uns zugänglichen Bereich, das sich nicht auf dieser endlosen Wanderung befindet. Der Buddha wandte sich vor allem gegen Tieropfer. Er berichtete, dass in der Frühzeit der Menschheit gar keine Tiere getötet worden seien; als aber die Brahmanen die Tieropfer eingeführt hätten, da seien viele schlimme Folgen eingetreten. (Sutta-Nipata 311)

Immer wieder erinnerte der Buddha daran, dass auch die Tiere fühlende Mitwesen sind, die wie jedes Wesen Qual scheuen und Wohl suchen.

 

67. Devadatto war nun 35 Jahre Mönch gewesen und verfügte über magische Kräfte. Ihm kam der Gedanke, dass er besser als der Buddha selbst den Orden leiten könne. Eines Tages fragte er den Buddha danach. Das geschah vor einer großen Menschenmenge mit König Bimbisaro darunter. Der Buddha sagte aber, er solle diesen Gedanken fallen lassen. (Culla-Vagga VII, 333)

Nun, mit gekränktem Ehrgeiz, stiftete Devadatto den Kronprinzen Ajatasattu  dazu an, seine Vater, den König und Förderer des Buddha, ins Gefängnis zu werfen. Dies geschah auch (Bild). 

Dann schmiedete er eine Plan, wie man den Buddha umbringen könnte. Danach würden sie beide, Ajatasattu als König und er als großer Ordensleiter, das Land beherrschen.

Der Buddha ließ inzwischen in Rajagaham verkünden, dass Devadatto nicht mehr im Namen des Buddha-Ordens handele. 

 

68. Devadatto holte bei Ajatasattu die Erlaubnis, Leute des Königs auszusenden, um den Buddha umzubringen. Der stimmte zu. Als der erste Krieger vor dem Erwachten stand, da lähmten ihn Angst und Entsetzen; er zitterte und schwankte und die Glieder versagten den Dienst. Der Erwachte sprach: "Fürchte dich nicht." Da warf jener die Waffen fort, fiel ihm zu Füßen und beichtete den Mordplan. Darauf aufbauend, sprach der Buddha mit ihm vom Geben, von der Tugend, von seliger Welt, vom Loslassen und legte dem ergriffenen Lauschenden sodann die Lehre von den vier Heilswahrheiten dar. Und jener Mann, der als Mörder gekommen war, ging von ihm als Stromeingetretener, als Heilsgänger, als Anhänger, der zeitlebens Zuflucht genommen hatte. So geschah es auch mit den anderen. Sie alle erlangten den Stromeintritt. Als Devadatto von dem Fehlschlag erfuhr, da beschloss er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. (Culla Vagga VII, 340)

 

69. Während der Buddha am Fuß des Geierkulms weilte, kletterte Devadatto auf den Berg, lockerte einen großen Felsen und ließ ihn als Lawine herunterrollen, um den Buddha zu zerschmettern. Der Stein wurde jedoch von einem anderen Felsen aufgefangen, und nur ein Felssplitter sprang ab und verletzte den Fuß des Erwachten, so dass er auf einer Bahre davongetragen werden musste. (Culla Vagga VII, 341)

Die Mönche waren davon sehr beunruhigt und gingen als Wachposten auf und ab, um ihren Meister zu beschützen. Er aber wandte sich an sie und sagte, ein Vollkommen Erwachter (ein Samma - Sambuddha) könne nicht gewaltsam getötet werden und brauche daher keine Leibwache.

Dass Devadatto den Fels auf ihn losließ, das war nach der Überlieferung eine karmische Folge davon, dass der Bodhisattva vor langen, langen Zeiten aus Geldgier seinen jüngeren Bruder einen Abhang heruntergestossen hatte.

 

70. Devadatto brütete nun einen dritten Mordplan aus. Er konnte es vor Neid kaum noch aushalten, wie der Buddha nun erst recht geehrt wurde. So ließ er sich vom König die Genehmigung geben, den Staatselefanten, der als wild berüchtigt war, durch Palmwein berauscht zu machen und auf jener Straße loszulassen, die der Buddha beim Almosengang kommen würde. So geschah es. Als das wilde Tier daherraste, wichen die Mönche aus - nur Anando warf sich vor den Meister, um sich für ihn aufzuopfern. Der Buddha aber durchstrahlte das Tier so mit Liebe, dass es ganz zahm wurde und von nun an sanft blieb. (Culla Vagga VII, 342 / Jataka 533

Devadatto fasste nach diesem neuen Fehlschlag den Plan, den Orden zu spalten. Die beiden Hauptjünger aber konnten das verhindern. Danach fiel Devadatto in Krankheit, er fühlte sein Ende nahen. Er ließ sich bis zum Tor des Siegerwaldklosters tragen, aber der Erdboden öffnete sich und verschlang ihn.

 

71. Ajatasattu wurde seines Lebens nicht mehr froh. Sein Vater war im Gefängnis elend gestorben, seine Mutter starb danach vor lauter Gram. Er suchte bei verschiedenen Sektenführern Rat, um seinen Seelenfrieden wiederzufinden. Sein Hofarzt Jivako riet ihm aber, den besten Arzt, den Buddha, aufzusuchen. Das tat er auch in einer Vollmondnacht (Bild) und erhielt von ihm eine ausführliche Antwort über den Heilsweg. (Digha Nikaya 2)

Am Ende der Rede fiel der Maharaja schließlich dem Buddha zu Füßen, nahm dreifache Zuflucht und bekannte vor allen Anwesenden sein größtes Vergehen, dass er nämlich seinen Vater, den gerechten Landesvater, ums Leben gebracht habe. Der Buddha erkannte das an und sagte zu seinen Mönchen, nachdem der König fort war: "Hätte er nicht den Vater des Lebens beraubt, dann wäre ihm auf diesem Sitz noch das abgeklärte,  Auge der Weisheit aufgegangen."

 

72. In Digha Nikaya 16 wird über das Sterben der beiden Hauptjünger berichtet, die etwa ein halbes Jahr vor dem Meister starben. Am Rande eines Waldes in Magadha nahm Sariputto Abschied vom Erhabenen. Sowohl dem Buddha als auch Sariputto war es damals klar, dass sie bald den Leib ablegen würden. Sariputto wollte nur noch vor dem eigenen Tod seiner Mutter zur Lehre bringen. Diese lebte als uralte Frau in der Nähe in seinem Geburtsort. Obwohl sie Mutter von sieben Geheilten war (drei Töchter und vier Söhne waren im Orden Geheilte geworden) war sie der Lehre abgeneigt. Nun wollte Sariputto einen letzten Versuch machen, ihr die Lehre nahezubringen. Es gelang ihm tatsächlich, die Mutter zum Stromeintritt zu bringen. Damit hatte Sariputto seiner Mutter den besten Dank abgestattet. Danach, ein halbes Jahr vor dem Buddha, starb der größte Schüler abgeschieden und vertieft.

 

73. Als der Buddha zum letzten Mal im Gebiet der Sakyer mit seinen Mönchen weilte, traf es sich, dass König Pasedani in der Nähe war und Pasenadi fuhr dorhin, wo der Buddha weilte. Als er ankam, erklärten ihm die Mönche, der Meister weile in dem abgeschlossenen Wohnhaus, er möge anklopfen. Pasenadi legte nun Krone und Schwert, die Symbole weltlicher Macht, ab, übergab sie seinem Kanzler und klopfte ans Tor. Der Erwachte öffnete ihm. Da fiel der König dem Erhabenen zu Füßen, umschlang dessen Füße und küsste sie. Der Buddha fragte, welchen Grund er habe, diesen Fleischleib derart zu ehren. Pasenadi sagte, es sei ihm beim Erwachten, bei der Lehre und der Gemeinschaft der Heilsgänger eine Ahnung der Wahrheit aufgegangen. Und er schilderte in acht Punkten, wie die Lehre sich ausgewirkt habe. (Majjhima Nikaya 89)

Kurz danach wurde der König gestürzt (wie so viele vor ihm). Er starb kurze Zeit später. 

 

74. Die Sakyer waren das Volk, in dem der Erwachte geboren war. Der König von Kosalo war  nun (nach dem Tod Pasenadis) sein ehrgeiziger Sohn  Vidudabho geworden. Er rüstete aus Rache infolge verschiedener Kränkungen in der Vergangenheit einen Feldzug gegen die Sakyer. Als der Buddha mit dem himmlischen Auge sah, was sich da an Unheil auf die Sakyer zuwälzte, begab er sich zum Grenzgebiet. Dort setzte er sich unter einen Baum auf Sakyergebiet. Als sich die Truppen mit dem König an der Spitze genähert hatten, gab er zu bedenken, dass die Sakyer auch seine, des Buddha, Verwandten seien und Vidudaobho begriff: Wenn er gegen die Sakyer wüte, so wüte er auch gegen den Buddha. Die Anspielung genügte, um ihn zur Umkehr zu bewegen. Wenn der Buddha, so meinte er, kraft seiner Allmacht seine Verwandten schütze, dann sei Krieg ja momentan zwecklos.

 

75. Der Buddha hatte einst dem Volk der Vajjiner sieben nicht zu vergessende Dinge eingeprägt, sieben Tugenden, welche ein Volk nicht vergessen sollte: Sie sollten sich häufig versammeln, Eintracht bewahren, Vorschriften nicht vorschnell abändern, sich an ihre Regeln halten, die Älteren ehren und ihren Rat einholen usw. (Bild).

Ajatasattu, der jetzt schon sieben Jahre regierte, wollte das Volk der Vajjiner ausrotten und ihr Land seinem Reich einverleiben. Deshalb schickte er einen Militärberater zum Buddha, der den Kriegsplan bekanntgeben und hören sollte was der Buddha dazu sagt. (Digha Nikaya 16 I)

Der Buddha erkundigte sich nach den heutigen Lebensverhältnissen der Vajjiner und als er hörte, dass sie sich an seinen Rat hielten, sagte er, dass die Vajjiner lange bestehen würden und es für den Maharaja von Magadha unmöglich sei, sie zu besiegen, ein Krieg zwecklos. Dadurch wurde dieser Krieg (zu diesem Zeitpunkt noch)verhindert.

 

76. Noch ein letztes Mal weilte der Buddha in Vesali in einem Mangohain, welcher der Tänzerin Ambapali  gehörte. Als diese davon hörte, horchte sie auf und fuhr hinaus in ihren Hain. Der Buddha belehrte Ambapali in lehrreichem Gespräch, und sie lud ihn am nächsten Tag zum Essen ein und schenkte ihm den kostbaren Mangohain. Das war die letzte Stiftung für den Orden, den der Buddha annahm. Später wurde diese Tänzerin, die so fernab vom religiösen Leben zu stehen schien, Nonne. (Therigata 252, 270)

Während sie nun in die Stadt zurückfuhr, traf sie die edlen Liccavier in goldglänzenden Wagen auf dem Weg zum Buddha. (Bild) Sie boten ihr Geld, wenn sie ihre Einladung zurücknähme, denn sie selbst wollten den Buddha zum Essen einladen. Sie lehnte ab. Beim Erhabenen angelangt, baten die Liccavier den Buddha, er möge doch am folgenden Tag bei ihnen das Mahl einnehmen. Doch er antwortete, dass er der Einladung Ambapalis folgen werde.

 

77. Der Buddha lag auf dem Sterbebett und Anando stellte noch einige Fragen. Die Maller von Kusinara wurden benachrichtigt, damit sie vom Erwachten Abschied nehmen konnten. Die Nacht war hereingebrochen und ein großer Zug abschiednehmender Maller aus allen Ständen, umsichtig geordnet von Anando, bewegte sich an dem letzten Lager des Erwachten vorbei.

Der Erwachte verwies Anando darauf, dass es nun in der Welt vier Stätten gebe, die ein Gläubiger auf sich wirken lassen könne und die daher der Verehrung wert seien. Das seien: Der Geburtsort des Buddha (Lumbini), der Ort der Erwachung (Bodhgaya), der Ort der ersten Lehrverkündung (der Seherstein bei Benares) und der Ort des Verlöschens (hier bei Kusinara). In einer weit ausholenden Darlegung erklärte der Buddha auch, warum Kusinara kein unbedeutender Ort sei. (Digha Nikaya 16 V)

 

78. In der Stadt hatte ein andersfährtiger Pilger, ein angesehener Brahmane namens Subhaddo, vom bevorstehenden Ende des Erwachten gehört. Das rührte ihn tief an. Er hatte ja sagen hören, wie selten ein Vollkommen Erwachter in der Welt erscheint. Es drängte ihn, sich von dem wahnlosen Wesen, das da im Begriff war, die Welt zu verlassen, seinen Zweifel, der ihn seit langem plagte, noch lösen zu lassen. Anando wies ihn ab, denn der Meister sollte nicht mehr behelligt werden. Doch der Buddha bat Anando, den Pilger vorzulassen. Der Buddha legte ihm im Gespräch den achtfältigen Heilsweg dar. Subhaddo bat dann noch um die Ordensweihe und wurde so der letzte Mönchsschüler des Buddha. Hinterher wandte sich der Buddha an alle Mönche mit einem Abschiedswort. (Digha Nikaya 16 V)

Im letzten Augenblick des Verlöschens des Erwachten erhob sich ein Zittern und Erschauern der Erde.

 

79. Anando überbrachte den Mallern die Botschaft vom Tod des Buddha. Nach orientalischer Sitte hielten die Maller eine siebentägige Leichenfeier. Danach überführten sie den Leichnam des Erwachten an den Rand der Stadt, um ihn dort einzuäschern.

Inzwischen hatte sich die Kunde von der Erlöschung des Buddha wie ein Lauffeuer durch die indischen Lande verbreitet. Die benachbarten Völker sandten Botschafter, um Reliquien zu beanspruchen, denen man Stupas errichten wollte. Die Maller lehnten zunächst ab, da der Buddha auf ihrem Gebiet erloschen sei, doch die Boten kündigten an, notfalls mit Gewalt sich die Reliquien zu verschaffen. Die Stimme der Vernunft meldete sich erst in einem Priester namens Dono.  Er teilte dann die Reliquien in acht Teile ein (Bild) und es wurden in Indien achte Kuppelmale als Denkmal für den Buddha errichtet. Ein neuntes wurde über der Urne errichtet. (Digha Nikaya 16 V)

 

80. Der Buddha hatte keinen Nachfolger eingesetzt, sondern den Mönchen erklärt, nach seinem Erlöschen sollten sie die Lehre als ihren Meister ansehen. Die natürliche Verehrung der Menschen, der Anhänger und Mönche, konzentrierte sich in der Folgezeit vor allem auf Mahakassapo, weil ihn der Erwachte besonders ausgezeichnet hatte. Um die Lehre zu bewahren, fasste er den Entschluss, ein Konzil nach Rajagaham einzuberufen. In einer Felsgrotte unweit vom Bambuspark fand das erste Konzil statt, das sieben Monate dauerte. Während des Konzils durften keine anderen Mönche nach Rajagaham kommen, damit die Versammlung der Geheilten ganz ungestört blieb. Den Schutz für den äußeren Ablauf hatte der König übernommen. Hier wurden nun die vom Buddha genannten Ordensregeln und seine Lehrreden erinnert und bewahrt - der spätere Pali-Kanon. (Culla Vagga XI, 1, ff.)