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Sowohl in dieser Alltagswelt wie auch im Bereich des Spirituellen ist Geduld die Hauptstütze. (Anandamayi Ma) |
Khanti - diese wichtige Tugend, in der Tat eine der höchsten, kann mit Geduld übersetzt werden, aber sie beinhaltet auch Nachsicht, Vergeben und Toleranz (mit sich selbst und anderen). Sie drückt sich aus als gelassene Haltung in inneren und äußeren Stresssituationen und befähigt einen Menschen, den Strom der Ereignisse mit Gleichmut hinzunehmen. Wegen dieser inneren Haltung können die Eindrücke, die durch die Sinnestore in Geist und Gemüt eindringen, nicht den dort herrschenden Frieden stören, man setzt gelassen die Arbeit fort, bei der man gerade ist. Obwohl alle möglichen umwerfenden Situationen eintreten und dem Geist ihre störenden Botschaften melden, wird er nicht aufgeheizt. Tatsächlich bleiben Geist und Gemüt mit nur ein klein bisschen von dieser Tugend kühl, sauber und ruhig wie ein erfrischender Teich mit kristallklarem Wasser - ganz anders als Geist und Gemüt der meisten Menschen, die mit Recht mit einem Topf kochender Suppe oder einer Tasse voll gefärbtem, wirbelndem Wasser verglichen werden können. Ein Mensch, der Geduld übt, hat ein "beruhigtes Herz", das Kennzeichen eines Menschen, der die Lehre in seinem Leben anwendet. Ein "gelassenes Herz", nicht beunruhigt, aufgeregt oder ungeduldig, kennzeichnet den guten Buddhisten, während "Leidenschaftlichkeit des Herzens" zeigt, wie wenig von der Lehre ein Mensch in seinem Herzen hat. Khanti ist eine der Vollkommenheiten, die einer, der die Erwachung anstrebt, in einem weit größerem Maß vervollkommnen muss, als nur eben nicht ungeduldig oder hitzig sein. Das wissen wir aus jener berühmten Erzählung aus dem Leben des Buddha, als er, ein Lehrer der Geduld, als Waldeinsiedlermönch, der niemanden schädigt, von einem verrückten König niedergemetzelt wurde. Darüber wird in jener Erzählung gesagt: In alten Zeiten war ein Mönch ein Vorbild im Geduldigsein. Er wahrte sich Geduld sogar, als Kasi-König ihn ermordete. Selbst wenn unsere Geduld nicht durch solche extremen Ereignisse auf die Probe gestellt wird, begegnen wir doch Hitze und Kälte, Hunger und Durst, mancherlei Insekten, die über diesen Körper herfallen, und die harten Worte anderer, die das Ego anzugreifen scheinen. Ferner gibt es Gelegenheiten, geduldig zu sein hinsichtlich der Zeit, und wie viele Male sind wir ungeduldig gegenüber den Schwachheiten anderer Menschen? Aber am meisten müssen wir geduldig mit uns selbst sein. Geduld ist die Grundlage für metta (Freundlichkeit, Liebe). Geduld wird als große Macht betrachtet, und die Kraft der Geduldigen wird oft in buddhistischen Schriften gepriesen. Wir sind eine ungeduldige Gesellschaft. Alles muss schnell gehen, die Ergebnisse müssen schnell vorliegen, oder wir verlieren schnell das Interesse. Gerade weil wir so ungeduldig sind, verstehen wir nicht, worum es bei der Geduld eigentlich geht. Geduld heißt, in seiner Lehrerforschung und Lehrausübung ohne Unterlass und beständig zu arbeiten, ganz gleich, wie lange es dauert, bis sich Ergebnisse zeigen. Es bedeutet auch Ausdauer. Es bedeutet, dass man nicht locker lässt, selbst wenn es lange dauert, bis sich Ergebnisse zeigen. Man lässt keine Enttäuschung aufkommen. Dafür ist auch einiges an Vertrauen in den Buddha notwendig. Ein Mönch der Thai-Waldtradition spricht davon, geduldig zu sein wie ein Bauer. Selbst diejenigen unter uns, die noch nie auf einem Bauernhof gelebt haben, wissen ja, dass Bauern kein leichtes Leben führen. Sie arbeiten hart, besonders in Thailand, wo es nicht so viele Maschinen gibt, die einem die Arbeit abnehmen. Wenn die Zeit gekommen ist, zu tun, was getan werden muss, dann müssen sie schnell handeln. Anders gesagt, wenn der Reis reif ist, dann muss man ihn sofort ernten, bevor die Mäuse sich über die Körner hermachen. Man muss sich sofort darum kümmern und schnell den Reis von der Spreu trennen, bevor irgendwelche Nachsaisonregen kommen und ihn ruinieren. Also hat die Geduld des Bauern nichts damit zu tun, langsam oder nachlässig zu sein. Die Geduld des Bauern ist von der Art, die weiß, dass man nicht heute den Reis pflanzen und schon morgen erwarten kann, dass er ausgereift ist. Es dauert seine Zeit, und während dieser Zeit muss man Arbeit hineinstecken. Zum Glück für die Bauern haben sie Erfahrung. Sie wissen aus vorangegangenen Jahren, wie lange es dauert. Wir jedoch haben diese Art von Erfahrung nicht. Wir arbeiten an etwas Neuem, daran, neue Gewohnheiten im Geist zu entwickeln. Im tieferen Sinn wollen wir uns ja von den 10 Fesseln (Verstrickungen, siehe dort) befreien. Letztlich von den Fesseln der Gier, des Hasses, der Verblendung. Da ist es gut, wenn wir Geduld haben. Wenn wir nur an den Fesseln reißen wollten, entstehen zusätzliche Schmerzen, die nicht nötig sind. Wenn wir aber langsam und beharrlich an den Fesseln feilen, dann halten wir besser durch und können dann leichter und sicherer auf dem Pfad zur Befreiung vorwärtskommen. Der Weise treibe nach und nach allmählich und zur rechten Zeit geschicktem Silberschmiede gleich des eignen Herzens Flecken aus. (Dhammapada Vers 239) Eng verbunden mit der Geduld ist auch die Sanftmut (sovacassata). Die Bedeutung von Sanftmut wird beschrieben als: einer, "der leicht angeredet, angesprochen oder beraten werden kann", und das heißt auch "ein Mensch, der berichtigt werden kann". Mit einbegriffen sind auch die Eigenschaften, Kritik zu erdulden, die gegen einen selbst gerichtet ist, und Höflichkeit und Dankbarkeit im Annehmen von Ratschlägen. Ein Mensch, der sanft ist, wenn er berichtigt wird, hat die Chance, die Lehre zu lernen. Er ist das Gegenteil desjenigen, der "schwer anzusprechen" ist. Der letztere "neigt zu Ausflüchten, Schweigen oder lässt sich (eigene) Tugenden und Laster (der anderen) einfallen". Ausflucht ist nur ein Phantasiewort für Lügen, eine Methode, die manche Menschen anwenden, wenn sie ermahnt werden. Eine andere Reaktion ist verdrossenes Schweigen, und die dritte ist, den Ratgeber zu tadeln, indem der Getadelte ihn wegen seiner Fehler ermahnt oder die eigenen Tugenden preist. Menschen wie diese sind schwer auszubilden. Man sollte sich prüfen, um herauszufinden, ob man das Glück hat, sanft zu sein, wenn man korrigiert wird, oder nicht. Es ist klar, dass man einem sanften Menschen auch nur sanft zu sagen braucht, was zu tun ist: Er ist wie ein edles Rassepferd, das nur eine sanfte Berührung braucht, anders als ein aufsässiges Tier, das nur auf harte Behandlung anspricht. Ein Rassemensch mit den Eigenschaften Weitherzigkeit und Weitblick nimmt augenblicklich guten Rat an und ist gewöhnt an höfliches Benehmen und höfliche Sprache. Einen schönen Beitrag über buddhistische Geduld und Sanftmut habe ich auch beim Dalai Lama in seinem "Buch der Menschlichkeit" gefunden: Einer der besten Methoden, uns mit der Tugend der Geduld vertraut zu machen, besteht darin, dass man sich die Zeit nimmt, um systematisch über ihre Vorteile nachzudenken. Sie ist die Quelle der Vergebung. Außerdem gibt es nichts, was auf vergleichbare Weise unsere Anteilnahme anderen gegenüber bewahrt, wie auch immer sie sich uns gegenüber verhalten. Wenn Geduld mit unserer Fähigkeit zusammenkommt, zwischen Handlung und Handelndem zu unterscheiden, dann entsteht die Vergebung wie von selbst. Dies ermöglicht es uns, die Bewertung einer Handlung zurückhalten und der betreffenden Person gegenüber Mitgefühl zu empfinden. Ähnlich verhält es sich, wenn wir die Fähigkeit entwickeln, geduldige Nachsicht zu übern: Wir stellen dann fest, dass wir mit der Zeit über eine entsprechende Rücklage an Ruhe und Gelassenheit verfügen. Wir sind dann zunehmend weniger auf Opposition ausgerichtet und ein viel angenehmerer Umgang. Das schafft wiederum eine angenehme Atmosphäre um uns herum, so dass andere leicht Kontakt zu uns finden können. Und wenn wir durch das Einüben von Geduld emotional gesehen solideren Boden unter den Füßen haben, dann gewinnen wir nicht nur geistig und psychisch an Kraft, sondern wir profitieren auch gesundheitlich davon. Den guten Gesundheitszustand, dessen ich mich erfreue, führe ich auf meinen meist ruhigen und ausgeglichenen Geist zurück. Doch der wichtigste Vorteil, den Geduld oder Langmut mit sich bringt, besteht darin, dass es wie ein starkes Gegengift auf die Heimsuchung wirkt, die das Sich-Ärgern darstellt – diese größte Bedrohung unseres inneren Friedens und damit unseres Glücks. Wir können in der Tat feststellen, dass Geduld unser bestes Mittel ist, um uns innerlich gegen die zerstörerischen Auswirkungen des Sich-Ärgerns und –Aufregens zu schützen. Denken Sie daran: Reichtümer können gegen diese Art der Heimsuchung nichts ausrichten, und ebenso wenig kann es eine Ausbildung, wie gebildet oder intelligent jemand auch sein mag. Auch Gesetze helfen hier nicht weiter, und Ruhm ist nutzlos. Nur der innere Schutz durch die geduldige Nachsicht kann uns davor bewahren, in den Aufruhr negativer Gedanken und Gefühle zu stürzen. Das Denken oder der Geist ist nicht körperlich. Man kann ihn nicht anfassen oder direkt verletzen. Nur negative Gedanken und Gefühle können das. Daher kann er nur von der entsprechenden positiven Qualität beschützt werden.
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