Buddha-Statue in der Seokguram-Grotte (UNESCO-Weltkulturerbe).

 

Der Buddhismus in Korea.

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Der Buddhismus kam erst 372 nach Korea, als der Mönch Shundao (korean.: Sundo) aus China mit Texten und Bildern des Buddha eintraf und die ansässige Bevölkerung mit dem Mahayana-Buddhismus bekannt machte.

Der Aufschwung des Buddhismus in Nordchina im 4.-6. Jh. ermöglichte zugleich die weitere Verbreitung auf die koreanische Halbinsel, die zu jener Zeit in drei Königreiche geteilt war. Mit dem Buddhismus gelangten chinesische Kultur und Schrift nach Korea, d.h. der Buddhismus besaß für Korea eine kulturell prägende Kraft.

Ferner ist hinsichtlich der kulturgeschichtlichen Bedeutung des koreanischen Buddhismus hervorzuheben, dass er Drehscheibe und Vermittler des Buddhismus durch das Königreich Paekje nach Japan wurde.

Nach den ersten Anfängen gewann mit dem Aufstieg von Silla (dem dritten der drei Königreiche neben Paekje und Gohguryeo) im 7. Jahrhundert der Buddhismus den Rang einer Staatsreligion und hatte seine erste große Blüte. Korea war zu dieser Zeit politisch praktisch geeinigt.

Es begannen sich fünf Hauptschulen herauszubilden: Die sog. Vinaya-Schule, die Nirvana-Schule, die Dharma-Natur-Schule, die Avatamsaka-Schule und die Yogacara-Schule.

Ferner kam es zur Einführung des Zen-Buddhismus in Korea der sog. "Neun-Berg-Schule". Mit "Neun Berge" wurden die neun in Korea damals vorhandenen Son-Klöster bezeichnet. Son ist die koreanische Bezeichnung für "Chan-Schule", die spätere japanische Zen-Schule. Im Gegensatz zum chinesischen Chan-Buddhismus war der koreanische Buddhismus zu jener Zeit ausschließlich an den Sutren ausgerichtet. Ein Mönch namens Toui stellte dieses als Zen-Meister aber wieder in Frage und in der Folge wurde in Korea zwischen Zen und den Sutra-Schulen schärfer unterschieden, als dies jemals in China der Fall gewesen ist. Während das Son die dominate Schule blieb, konnte der gelehrte Buddhismus in den urbanen Zentren weiter vorherrschen. Es waren vor allem zwei Son-Meister, die versuchten den Studien- und den Meditationspfad in Einklang zu bringen. Uich'on (1055-1101) reiste nach China, wo er das Chan neben einer Reihe anderer buddhistischen Disziplinen lernte. Nach seiner Rückkehr nach Korea hatte er das Ziel, die Differenz zwischen dem Son und dem textbasierten Buddhismus zu überwinden und einen Buddhismus zu lehren, der parallel die Pflege des Studiums und der Meditation betonte. Er starb, bevor er seine Arbeit vollenden konnte, aber seine Lehre wurde von Chinul (1158-1210) in eine neue Richtung fortgeführt. Er gründete die Chogye-Schule des Son und wendete die Chan-Lehre der "plötzlichen Erleuchtung" auf das Textstudium an, dessen Ziel die stufenweise Aneignung der Weisheit war. Chinuls Synthese dieser Pfade wurde zur praktischen Grundlage der Chogye-Schule des Son.

Im Koryo-Reich (936-1392), unter dem Korea zeitweilig ebenfalls politisch geeint war, war der Buddhismus Staatsreligion, in der Mitte des 10. Jahrhunderts wurden auch staatliche Prüfungen (als Form der offiziellen Anerkennung) für Mönche eingeführt, wobei die meisten Könige ihren eigenen buddhistischen "Berater" hatten, der ihnen auf Reisen aus den heiligen Schriften vorlas. Auch reisten koreanische Mönche nach China und teilweise bis nach Indien, um die Religion zu studieren. Allerdings bedeutete diese enge Verflechtung zugleich, dass bis ins 12. Jahrhundert der Buddhismus weitgehend auf die adeligen Oberschichten beschränkt blieb.

Kulturgeschichtlich hervorzuheben ist der erste Druck der - ins Koreanische übersetzten - buddhistisch-kanonischen Texte des Tripitaka im 11. Jh.; die über 80.000 Druckstöcke wurden aus Birkenholz geschnitzt. In den Jahren 1237-1251 erfolgte ein zweiter Druck, von dem die Druckstöcke bis heute im Haein-Kloster bei Taegu aufbewahrt werden.

Ab dem 14. Jh. ist ein Rückgang des Buddhismus festzustellen, da während der Yi-Dynastie (1392-1910) bis zu Beginn des 20. Jh. der Konfuzianismus zur Staatsideologie erhoben wurde. Eine der Ursachen für diesen Wandel war zweifellos die privilegierte Stellung der buddhistischen Gemeinschaft, was in der Folge nicht nur zur Benachteiligung, sondern auch teilweisen Verfolgung der Buddhisten führte, so dass erst ab dem Ende des 19. Jh. eine gewisse Renaissance einsetzte.

Über die japanische Kolonialherrschaft von 1910 bis 1945 wird berichtet, dass diese den Buddhismus zu fördern versuchte, aber für die meisten Koreaner blieb er unattraktiv. Erst nachdem Korea 1945 die Unabhängigkeit erlangt hatte, ergriff die Regierung die Initiative und es wurde versucht, wieder einen echten buddhistischen Orden herzustellen, in dem Bhikkhus und Bhikkhunis ihre frühere Stellung wieder einnehmen konnten und die Buddhisten ungehindert ihre Religion ausüben konnten.

Nach dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 scheiterten die Bemühung um eine Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea und die Teilung Koreas war verfestigt.

Zu Nordkorea sind derzeit kaum Angaben möglich, offiziell besteht "private" Religionsfreiheit und es soll rd. 10.000 Buddhisten sowie rd. 60 Tempel geben.

In Südkorea besteht offiziell jeweils etwa ein Drittel der Bevölkerung aus Buddhisten, Christen und Atheisten.

Der Buddhismus hat ein reiches kulturelles Erbe in Korea hinterlassen, in Form der erwähnten Tripitaka Koreana, zahlreicher Tempel, Buddhastatuen und weiterer Kunstgegenstände. Die Zen-Schule bemüht sich anscheinend am meisten darum, den ursprünglichen Geist des Buddha zu bewahren.

 

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