Im Buddhismus entspricht wohl am meisten der Begriff "bhuta" dem, was wir "Natur" nennen.

In diesem Zusammenhang wird von "Vier großen Gewordenheiten" gesprochen.

 

Diese "Vier großen Gewordenheiten" entsprechen ziemlich genau unserem Begriff der vier Elemente in der alten griechischen Naturphilosophie: Erde, Wasser, Feuer, Luft. Wir interpretieren sie als Materie, der Buddha nennt sie mit dem Oberbegriff rupa (Form, Gebilde, Bild, Eingebildetes im tiefsten Sinne).

Wir pflegen die sichtbare Welt in vier Bereiche einzuteilen. Wir sprechen von der anorganischen Natur, von der Pflanzenwelt, der Tierwelt und der Menschenwelt. Dem widmen sich: Geologie/Mineralogie und Chemie, Botanik, Zoologie, Anthropologie. Es ist uns aber normalerweise fast unmöglich, damit nicht das neo-darwinistische Dogma einer Evolution zu verbinden. Es gilt dem Abendländer als felsenfest sicher, dass eine Selbstorganisation der Materie stattgefunden habe, indem die anorganische Natur sich irgendwie allmählich zur Pflanzlichkeit entwickelt habe, diese zur Tierwelt, und aus dieser sei dann der Mensch hervorgegangen, sei es als Krone der Schöpfung oder als "nackter Affe". Dabei wird die anorganische Natur als das Tote aufgefasst, das organische Leben als das allein Lebendige, nämlich als biologisches Leben (Flora, Fauna, Humanitas).

Schon diese Einteilung gibt es nicht in der Lehre des Erwachten. Der Erwachte hört nicht beim Menschen auf, sondern seine Erfahrung reicht schier unendlich darüber hinaus. Der Buddha zeigt, wie der Mensch unter allen Lebewesen etwas ziemlich Primitives ist. Er kennt zahlreiche höhere Welten und Wesen, ebenso aber auch untermenschliche Bereiche aus leibhaftiger Erfahrung.

Vor allem hat der Buddha in seiner universalen Schau der Existenzerkenntnis erfahren, dass die These einer Evolution in dem populärwissenschaftlichen Sinne einer zielgerichteten ständigen Aufwärtsentwicklung ein Irrtum ist (den übrigens die Biologie inzwischen einhellig aufgegeben hat). Er zeigt, wie man zur Zeit eher von einer Devolution sprechen müsste, von einer Abwärtsentwicklung.

Der Erwachte sagt, dass es fünf Bahnen der Wiedergeburt von Wesen gibt, auf denen die Wesen ernten, was sie säten, nämlich Hölle, Tierwelt, Gespensterwelt, Menschentum und die unzähligen Götter der Himmelswelten. Wesen aus diesen Bereichen können zwar als Geistwesen geboren werden, die in Pflanzen, z.B. Bäumen, wohnen, aber es wird nirgends gesagt, dass sie "als" Pflanze wiedergeboren werden - aber es gibt auch keine Pflanzenwelt ohne feinstoffliche "metaphysische" Steuerung.

Um einen kleinen Eindruck vom Pflanzenleben zu bekommen, folgen hier einige Zitate aus dem Buch "Das geheime Leben der Pflanzen" von P. Tomkins/C. Bird:

Der grüne Teppich, in den sich Mutter Erde hüllt, ist der eigentliche Nährboden menschlichen Lebens. Ohne grüne Pflanzen könnten wir weder atmen noch essen. Auf der Unterseite jedes einzelnen Blattes öffnen und schließen sich eine Million Lippen, nehmen Kohlendioxyd auf und geben Sauerstoff ab. Vierzig Millionen Quadratkilometer Blattoberfläche sind Tag für Tag damit beschäftigt, das Wunder der Photosynthese zu vollbringen, um Mensch und Tier Sauerstoff und Nahrung zu verschaffen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schockierte der Wiener Biologe Raoul Francé die Naturwissenschaftler seiner Zeit, indem er erklärte, Pflanzen würden sich ebenso frei, leicht und graziös bewegen wie die geschicktesten Menschen oder Tiere, und wir würden das nur deshalb nicht bemerken, weil Pflanzen sich so sehr viel langsamer bewegen... Das ganze Pflanzenreich, sage Francé, lebt in Abhängigkeit von den Bewegungen der Erde, des Mondes und der Planeten unseres Sonnensystems... Schon vor über einem halben Jahrhundert hätte Francé, nach dessen Vorstellungen Pflanzen alle Eigenschaften von Lebewesen besitzen und auch "äußerst heftige Reaktionen bei Misshandlungen und Dankbarkeit für Wohltaten äußern, "ein geheimes Leben der Pflanzen" schreiben können, aber was von ihm schon im Druck erschienen war, wurde entweder von der etablierten Wissenschaft nicht beachtet oder als Aberglaube abgetan. Am meisten schockierte die wissenschaftliche Welt seine Theorie, dass die Bewusstheit der Pflanzen ihren Ursprung in einer feinstofflichen Welt kosmischer Wesen haben könnte, die schon lange vor Christi Geburt von Hindu-Weisen als devas bezeichnet wurden und die von hellsichtigen Kelten und anderen Sensitiven der früheren Zeit in Form von Feen, Elfen, Gnomen, Sylphen und ähnlichen Kreaturen unmittelbar gesehen und erlebt wurden."

Was Francé als Theorie annahm, was sich ihm aus seinen Beobachtungen aufdrängte, dass mit den sichtbaren Pflanzen eine feinstoffliche Welt von Wesen verknüpft ist, das erfuhr der Erwachte tatsächlich aus seiner universellen Erfahrung. Diese reicht über mehr oder weniger beschränkte parapsychologische, sinnentranszendente, übersinnliche Erfahrungen weit hinaus. Der Buddha lehrt, dass die unsichtbare Natur, die unmittelbar oberhalb des Menschentums zu finden ist, aus vier Bereichen besteht, die die Inder als Reich der "Vier Maharadschas" bezeichneten. Fast alles, was etwa im Spiritismus und der Esoterik an Phänomenen berichtet wird, bezieht sich auf diese erste primitivste Himmelswelt. Es gibt da Geistwesen, Engel, Gottheiten, Himmlische, die für die vier Elemente zuständig sind, d.h. Erdgeister, Wassergeister, Feuergeister, Luftgeister. Man kann sie die Elementargeister nennen. Die Naturreligionen haben in ihnen ihre Götter gesehen nd ähnlich die griechische Mythologie. Aufgeklärte Rationalisten belächeln das mehr oder weniger. Die Mystiker und religiösen Nachfolger dagegen behaupten, dass sie diese Wesen erfahren, dass z.B. bei Gewitter Feuergeister wirken, Spannungen ausgleichen und das Klima regulieren. Ebenso sind bei Sturmfluten, Tornados und Erdbeben wiederum andere Geister am Werk. Die Naturwissenschaft kann die Naturereignisse nur registrieren und gewisse Wahrscheinlichkeiten angeben, dass in bestimmten Gräben und Zonen der Erde leichter Erdbeben vorkommen als anderswo. Der Buddha erklärt, dass die Ursache in der Dimension der dortigen Geistwesen liegt, die ferne Ursache aber beim Verhalten der Menschen, die jene Wesen provozieren. Naturkatastrophen, gute und schlechte Ernte usw. sind nicht unabhängig von der Moral der Menschen. Zwar schickt nicht Gott zur Strafe für die Sünden die sieben Plagen, aber die Kräfte des verdorbenen Seelenklimas wirken sich auch auf die für uns unsichtbare "jenseitige" Dimension aus und führen zu Reaktionen.

In der Mythologie der Menschheit teilen sich die Elementargeister in vier Gruppen mit unterschiedlichen "Berufen" auf:

1. Die Erdgeister wirken im Mineralreich, haben mit Bodenschätzen zu tun, regulieren und bewirken Erdbewegungen. Es sind dies die Zwerge, Gnomen, Sylphen usw.

2. Die Wassergeister, die Quellgeister (Dryaden) und Meergeister (Nixen) regulieren den Wasserhaushalt. Sie stehen in einer gewissen Beziehung zur Tierheit: In Indien werden sie Schlangengeister genannt, bei uns haben die Nixen einen Fischschwanz.

3. Die Schutzgeister wachen über Menschen und über ganze Gegenden. Zu Schutzheiligen und Nothelfern wird im Katholizismus gebetet. Ihr Eingreifen wird in vielerlei Berichten instruktiv geschildert. Hierzu gehören auch Straf- und Todesengel. Sie sind auch die Diener und Boten der Oberen.

4. Die Naturgeister im engeren Sinne, die Pflanzengeister, haben mit der Pflanzenwelt zu tun, wie Elfen, Feen, Baumgeister.

Mit dem fleischlichen Augen und den Mitteln der derzeitigen Naturwissenschaft können die Vorgänge in der feinstofflichen (astralen, ätherischen) Dimension der Sinnenwelt nicht erblickt werden. Dazu muss, wie der Erwachte sagt, ein "himmlisches", jenseitiges Auge entwickelt werden, das viele Sensitive, Medien, Mystiker aller Räume und Zeiten mehr oder weniger umfassend besessen haben. Eine dieser Personen, Geoffrey Hodson, machte ca. 1920 in England zahlreiche Beobachtung über das Leben der Pflanzengeister. Hier ein Auszug:

"Bei der Untersuchung von Blumenzwiebeln in Gefäßen wurde beobachtet, dass sich eine große Anzahl kleiner submikroskopischer ätherischer Wesen über und um die wachsenden Pflanzen bewegten. Sie sind ätherisch als Lichtpunkte sichtbar, die um die Stengel herum spielen und bei der wachsenden Pflanze ein- und ausgehen. Sie haben die Macht, sich ebenso hoch wie die Pflanze ist, in die Luft zu erheben, doch habe ich nie gesehen, dass sie sich darüber hinaus bewegen. Sie absorbieren etwas von der Atmosphäre, treten wieder in das Gewebe der Pflanzen und laden es dort ab. Dieser Prozess geht ununterbrochen vor sich, die Wesen sind völlig damit beschäftigt, genügend, selbstbewusst, um ein zartes Empfinden von Wohlsein zu erfahren und Zuneigung zu den Pflanzen zu empfinden, die sie als ihren Körper betrachten. Sie haben außer diesem kein Bewusstsein."

Im Palikanon werden in der Gruppierten Sammlung Pflanzengeister beschrieben, nämlich solche, die in Wurzeln, Blättern, Früchten, im Saft und Duft usw. hausen und dort ihre Funktionen ausüben. Der Buddha sah jene Wesen am Werk und erkannte, wie sie in der Natur leben und weben und walten, sehr menschenähnlich, eben nur ohne grobstofflichen Leib, sonst aber genauso erlösungsbedürftig wie die Menschen. In der 34. Rede der Mittleren Sammlung erwähnt der Buddha beiläufig und ganz selbstverständlich Parkgottheiten, Waldgottheiten, Baumgottheiten, Kräutergottheiten. Von allen diesen Geistern der Vier Großen Könige sagt er, dass sie in Schönheit bestehen, lange leben, glücklich und himmlisch.

In welchem Verhältnis das Pflanzenleben zum Leben der Naturgeister steht, ist aus dem Kanon nicht eindeutig zu entnehmen. Unzweifelhaft sind aber folgende Tatsachen.

1. Der Buddha hat das Essen von Reis, Gemüse und Früchten nicht als Verstoß gegen das erste Sila, gegen die Regel des Nichttötens bezeichnet.

2. Er hat auch nicht, um Gewalt zu meiden, Verhungern gelobt, wie die Jainas es priesen und manchmal auch praktizierten.

3. Er hätte, wie manche Mystiker, die Fähigkeit entwickeln können, ohne Nahrung zu leben, hat es aber nicht getan und auch nicht seinen Jüngern empfohlen, sondern ist täglich auf Almosengang gegangen.

4. Er hat das Menschentum als "guten Gang" bezeichnet, weil man hier der Lehre nachfolgen und dazu kommen kann, nie wieder einen Körper anzunehmen, der sich von Pflanzen oder gar Tieren ernähren wird oder sie auch nur ohne Absicht dauernd verletzt. In der Menschenwelt finden wir im Gegensatz zur Gespensterwelt eine Pflanzenwelt, die die Erde überhaupt erst bewohnbar macht. Das mühelose Genießen der Pflanzennahrung hatten die Wesen der Vorzeit verspielt (Digha Nikaya 27), so dass sie nun "im Schweiße ihres Angesichts" ackern, pflügen, säen müssen, was meist mit Töten von Kleinlebewesen verbunden ist.

Wo die Abwärtsentwicklung der Menschheit erkannt wird, da wird deutlich, dass Gier die Wurzel allen Übels ist, die Gier, die nicht an dem inneren Wohl genug hat, sich nach außen wendet und dort in Konflikt mit anderen Wesen gerät, die dasselbe Außen besitzen wollen.

Es ist seltsam, dass die Menschen erst vor rd. sechzig Jahren und in den letzten zehn Jahren verstärkt ein Bewusstsein dafür bekamen, dass die Natur nicht unerschöpflich ist, dass wir nicht immer nur ausbluten und schrankenlos raffen können, dass es nicht endlos so weitergehen kann und dass der Mensch sein Maß kennen und sich beschränken muss. Der Buddha hatte dieses Gesetz schon vor über 2500 Jahren erkannt: Je mehr Raffsucht, desto mehr Vielfalt. Je mehr Bedürfen, desto weniger Gewähren. Je intensiver die Ausbeutung, desto mühsamer der Ertrag. Kur: Je mehr Habenwollen, desto weniger Bekommenkönnen.

Wenn die Menschen sich noch weiter abwärts entwickeln, noch rücksichtsloser werden, noch fordernder, noch gieriger, dann wird die Atmosphäre immer mehr vergiftet, wovon wir heute ja schon bedenklich Anzeichen merken. Da berichtet nun der Buddha, wie das den Göttern buchstäblich "stinkt". Sie sind ungehalten, grollen den Menschen und erfüllen ihre Pflichten nicht mehr, schicken keinen Regen, so dass das Korn nicht reift und die Menschen kränkeln. Wenn in Indien der Monsunregen ausbleibt, dann verhungern Millionen. Wie wir aus Unwissen farblos sagen: "Es regnet", da sagen die Inder: "Deve vassanti (die Götter lassen regnen)".

Der Zusammenhang zwischen Moral und Klima und kosmischer Entwicklung ist bei uns unter dem Einfluss des Materialismus immer mehr vergessen und verdrängt worden. Erst heute beginnen wir zaghaft zu merken, dass es notwendig ist, eine Moral des Verhältnisses zur Natur zu entwickeln. Wir selber, jeder von uns, ist verantwortlich für sein Leben, für das Leben seiner Mitmenschen und für die Natur. Jeder hat seinen Teil dazu beizutragen. Wir müssen die Natur schonen, respektieren und achten. Wir müssen sie als die Schöpfung des verdienstlichen Wirkens achten und wert halten. Wir müssen den Naturgeistern dankbar sein, die das Leben auf der Erde ermöglichen, indem sie für die Pflanzenwelt sorgen. Das erfordert ein erhebliches Umdenken von der rein materialistischen Ebene auf die spirituelle Ebene, und da wird erkannt, dass letztlich alles geistig ist, geistig durchdrungen, geistig gestaltet.

Die Vorteile der Natur sind ganz vordergründig Gesundheit. Die Wälder, unsere grüne Lunge, sind unser Lebenselixier, ohne das wir nicht atmen können. Wir denken bei den Pflanzen meist nur an die Ernährung durch Gemüse und Obst - aber unsere Grundernährung ist eben die Luft. Besonders der Wald liefert uns gute Luft, gibt uns Kraft und Frische. Und die Fürsorger dieser Astralchemie sind eben die Naturgeister.

Als die Spanier vor 500 Jahren nach Argentinien kamen, gründeten sie eine Stadt, die sie Santa Maria de los Buenos Aires nannten. (Die Heilige Maria von den guten Lüften). Als Katholiken hatten sie die Auffassung, dass die Himmelskönigin mit ihren Engeln dahinterstehe und für gute Luft sorge. Heute wird der erste Namensteil unterschlagen und nur noch von Buenos Aires gesprochen.

Der zweite Vorteil besteht in der Nähe zum Jenseits, zum Himmlischen. Der Wald ist auch bei uns der beliebteste Ort der Märchen und Sagen. Er ist so etwas wie ein Eingang zur Himmelswelt. Auf Erden ist er mit seiner Ruhe und Einheitlichkeit der Götterwelt nicht weniger nah als eine Kathedrale oder ein Tempel - im größten Gegensatz zu Kneipen, Spelunken und Diskotheken, die der Unterwelt am nächsten sind. So wie sich bei den Kneipen die dämonischen und bösen Geister sammeln, so ist der Wald der Versammlungsort der Elfen, Feen, Götter und guten Geister.

Der dritte Vorteil: Der Wald ist eine Stätte der Besinnung, zur Meditation, zur Stille. Die Stille und Stimmung des Waldes befruchtet die Meditation ungemein. Der Buddha schildert als Hauptmeditationsplatz immer den Fuß eines Baumes, und er selber erlangte ja die Erwachung unter einem Baum, unter dem heiligen Bodhibaum. Und nach der Erwachung blieb er im Wald und empfand sieben Tage das Wohl der Erlösung unter einem Baum.