Der Erwachte vergleicht die Menschen mit sieben Arten von Schwimmenden im endlosen Ozean. Solange die Schwimmenden zurückdenken können, sind sie im Wasser und bemühen sich, sich immer möglichst an der Oberfläche zu halten.

(Anguttara Nikaya, VII, 15)

 

 

Ausführlich beschreibt und erläutert Paul Debes dieses Beispiel aus der angereihten Sammlung in seinem Buch: Meisterung der Existenz durch die Lehre des Buddha.

Einige kleinere Auszüge folgen hier:

Die Geschichte eines Menschen ist mit seinem Tode nicht zu Ende, sondern nur eine Episode seines Lebens, an welche sich durch den Tod sofort eine folgende Episode anschließt, und die Lebensqualität des nachfolgenden Lebensabschnittes wird bestimmt durch das Verhalten in der vorangegangenen Lebensperiode. Wir finden bei allen Religionsgründern und bei deren ernsthaftesten Nachfolgern ungezählte Berichte über die geschichtliche Entwicklung von Menschen über diesen Tod hinaus und gewinnen aus diesen Berichten vollkommen andere Maßstäbe  für das, was hilfreich, nützlich oder schädlich und verderblich ist, als wenn wir uns an Maßstäbe halten, die nur das gegenwärtige Menschenleben umfassen.

Aber der Erwachte, der Buddha, geht darüber noch weit hinaus. Er hat den höchsten Wert im Auge und misst den Wandel der Menschen mit diesem Maßstab. Der Erwachte sagt, dass mit dem Leben, das dem gegenwärtigen Leibesleben hier auf der Erde folgt, durchaus noch nicht die Geschichte des betreffenden Lebewesens beendet sein wird, dass auch jenem Leben weitere Leben folgen werden und dass jedes folgende Leben in seiner Qualität bestimmt wird durch das Tun und Lassen in den vorangegangenen Leben, dass diese Reihenfolge durch die unterschiedlichsten Lebensformen schier unausdenkbar ist und dass allen Aufstiegen zu hohen und höheren Lebensformen auch immer wieder Abstiege folgen in Finsternis, Elend und Qual und wieder Aufstiege und wieder Abstiege, je nach den Einflüssen, welchen sich die Wesen in den verschiedenen Daseinsformen aussetzen.

Aber es gibt einen Ausgang in die endgültige Freiheit, in die Befreiung von dem endlosen Wandel zwischen höheren Lebensformen und niederen Lebensformen, von dem Samsara. Und wer erst in seinem Wandellauf durch die Daseinsarten irgendwann einmal diesen Ausgang in die endgültige Freiheit gefunden, ins Auge gefasst hat und als solchen erkannt hat und nun auf den Ausgang zuarbeitet und nicht ruht, bis er ihn erreicht und die endgültige Freiheit gewonnen hat, der hat wahrhaft gesiegt, der hat den höchsten Status, den wirklich unvergleichlichen, erreicht. Bis dahin reicht der Maßstab, mit welchem der Erhabene die Wesen misst. Wir erkennen diesen Maßstab in der nachfolgenden Lehrrede (Hinweis: hier stark gekürzt).

Folgende sieben Menschen, ihr Mönche, sind mit Schwimmenden zu vergleichen:

  1. Da ist einer untergesunken und bleibt unten.
  2. Da taucht einer auf, sinkt aber wieder unter.
  3. Da taucht einer auf und bleibt oben.
  4. Da taucht einer auf, schaut, so weit er schauen kann und erkennt in der Ferne festes Land.
  5. Da taucht einer auf, schaut in die Ferne, entdeckt festes Land und schwimmt darauf zu.
  6. Da taucht einer auf, entdeckt festes Land, schwimmt darauf zu, gewinnt in der Nähe der Küste Boden unter den Füßen.
  7. Da ist einer aufgetaucht, hat das Wasser durchkreuzt, das andere Ufer erreicht und steht gesichert auf festem Boden.

Dieses Gleichnis des Erwachten gilt für die gesamte Menschheit. Es gibt keinen Menschen, der nicht zu einer dieser sieben Arten von Schwimmenden gehörte, die vom äußersten Elend, von der fast völligen Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit bis zum völligen Heil der Sicherheit mit allen dazwischenliegenden Stadien reichen.

Im Gleichnis wird geschildert, dass die Menschen sich im Wasser befinden. Wir wissen, dass Wasser nicht das Element ist, in dem sich der Mensch dauernd aufhalten kann. Der Mensch lebt auf festem Boden, da kann er ruhen und atmen, ohne gefährdet zu sein; im Wasser muss er absinken und ertrinken, wenn er sich nicht ununterbrochen bemüht. Damit zeigt das Gleichnis schon, dass alle Menschen, die zu den ersten Gruppen gehören, noch gefährdet sind und dass sie sich nur mit Mühe und ununterbrochener Anstrengung "über Wasser" halten können - und das heißt: nicht noch unterhalb des Menschentums sinken.

Solange sie den Kopf aus dem Wasser halten können, besteht noch Aussicht auf Rettung; aber da kein Mensch auf die Dauer schwimmen kann, so droht das Absinken, der Tod, wenn nicht bald die Lebensform gefunden ist, die dem Menschen gemäß ist, nämlich fester Boden unter den Füßen. Einige Menschen wissen um die Gefahr: sie schauen um sich und suchen eine Stätte, an der sie leben können, ihren eigentlichen Lebensbereich.

Einige sind schon froh, wenn sie den Kopf aus dem Wasser heben können, aber sie sind gefährdet, denn sie haben nicht die Kraft, sich ständig über Wasser zu halten. Die anderen aber, die von dem starken Drang beseelt sind, festen Boden unter den Füßen zu gewinnen, sich darum umschauen und festes Land entdecken, werden, da sie sich schon ohne den Anblick des festen Landes und die Hoffnung auf eine mögliche Änderung ihrer Lage über Wasser halten können, sich nun, angesichts der Küste, erst recht oben halten und dem festen Boden zustreben.

Das Gleichnis nennt im großen gesehen die drei möglichen Standorte des Menschen im Wasser: Untergesunkensein, mit dem Kopf über Wasser schwimmen und endlich festes Land in Aussicht oder gar schon erreicht haben. Nur der letztere ist vollkommen gesichert.

Der Erwachte vergleicht also das Leben der sinnensüchtigen Menschen nicht mit Menschen, die auf festem, sicherem Boden gehen.

Das Wasser ist ein Gleichnis für die Sinnensucht, und die im Wasser Schwimmenden sind ein Gleichnis für Sinnendinge begehrende Wesen. Sie gehen nicht auf festem, sicheren Boden, sondern müssen im Wasser strampeln, immer der Gefahr des Untergangs ausgesetzt. Das Strampeln, das Schwimmen, wobei der Kopf aus dem Wasser ragt, ist ein Gleichnis für das Bemühen um Tugend als Mittel, um sich im Menschentum zu halten.

1. Der Untergesunkene, der Tugendlose

Der erstgenannte Mensch schwimmt nicht mehr, er ist im Wasser untergesunken. Das bedeutet, er hat die Tugend, die Sittlichkeit preisgegeben, hat "viele üble, unheilsame Eigenschaften", ist untergesunken im Sumpf des Begehrens. Die Bedürftigkeit ist allmählich immer stärker geworden, und der Mensch hat sich ihr hingegeben. Es ist ein Gesetz, dass durch wiederholt positiv bewertendes Denken der sinnlich als angenehm empfundenen Dinge die Sucht nach diesen immer größer wird. Die Sucht fordert wiederum einen häufigeren Genuss dieser Dinge, um befriedigt zu sein. Die Hingabe an den Genuss verstärkt die Sucht, und das macht den Menschen wegen seines starken Dranges nach Befriedigung nächstenblind und rücksichtslos, er wird darum zu allem Schlechten fähig und verliert nach dem Tode sein Menschentum. Dadurch, dass er sich hemmungslos, rücksichtslos seinen Trieben hingibt, ist er im geistlichen Sinne schon jetzt der Menschenwelt erstorben.

2. Der auftauchende und wieder untersinkende Mensch

Von dem zweiten Menschen wird gesagt, dass er auftaucht, aber wieder untersinkt. Er taucht auf, weil er nicht hemmungslos seinem Begehren und Hassen folgt. Er stellt Forderungen an sich, weil er aus dem Grundzug seines Herzens oder aus Einsicht für sich selber den Wunsch und das Ziel hat: "Ich will gerecht sein, wahrhaftig sein. Ich will gut sein, ich will den anderen Menschen Freude machen. Ich will den Ängstlichen beruhigen, den Armen und Kranken helfen, will den Traurigen trösten, ich will in den Menschen und Tieren Brüder sehen."

Die beiden Eigenschaften Scham (bei sich selbst) und Scheu (vor üblen Folgen) kommen zwar erst allmählich auf aber damit stellt der Mensch das Alarmsignal für das nächste Mal, falls er einmal "entgleist" ist. Ferner besitzt dieser "Schwimmende" Tatkraft bei den heilsamen Dingen. Er kennt die Zusammenhänge zwischen seiner Gesinnung und seinen Taten, so erfährt er manche Daseinsgesetze, durchschaut sie weise, gewinnt Weisheit.

Aber es wird von ihm gesagt, dass er wieder untersinkt. Wann sinkt er wieder unter? Wer schon einige Jahrzehnte mit offenen Augen durch das Leben gegangen ist, der wird in seiner Umgebung schon manchem Menschen begegnet sein, der eine Zeit lang unter einem guten Einfluss gute Ansätze zu einer Aufwärtsentwicklung zeigte, vielleicht sogar einige Jahre in dieser Entwicklung blieb, der aber dann entweder allmählich oder oft unter irgendeiner größeren Enttäuschung plötzlich alle seine guten Vorsätze und schon angesetzten guten Gewohnheiten wieder aufgab und sich fast zum Gegenteil hinkehrte und so im Laufe seines Lebens sich zu üblerer Art entwickelte als der, mit welcher er begann; doch in der Regel verliert ein Mensch, der sich zu den entsprechenden Einsichten und zu einer sittlichen Haltung hingearbeitet hat, diese Qualitäten nicht im selben Leben. Meistens bewahrt er sie durch sein Leben hindurch und gewinnt dadurch erheblich verbesserte Daseinsformen nach diesem Leben in "himmlischen Welten".

Aber es ist im Gang des Samsara so, dass die Wesen in den helleren Daseinsformen die Bedingungen, aus welchen sie dorthin gelangt sind, allmählich vergessen können und durch den Genuss des dort gebotenen zu Genießenden und Genussbedürftigen werden, ohne einen Anlass zum Streben zu sehen, da sie ja alles Erwünschte besitzen. Umso schlimmer ist die Enttäuschung, wenn ihr angesammeltes Guthaben an Wohlerlebnissen aufgezehrt ist und das für "ewig" gehaltene Wohl aufhört. Trauer, Schmerz oder gar Zorn mögen über sie kommen, sie streben unwissend nach weiterem Genuss, geraten in Rivalität und entwickeln allmählich wieder geringere und üble Qualitäten, durch die sie wieder absinken. Diese Situation vergleicht der Erwachte mit dem Schwimmenden, der zwar aufgetaucht war, aber wieder "unterging".

3. Der an der Tugend festhaltende Mensch

Von dem dritten Menschen wird gesagt, dass er, aufgetaucht, an der Oberfläche des Wassers bleibe, dass bei ihm Vertrauen, Scham und Scheu, Kraft und Weisheit sich gleichblieben. Er hat Einsichten gewonnen, die ihn am Guten festhalten lassen, so dass er nicht wieder absinkt, sondern sich schwimmende oben hält. Er hat noch nicht die tiefste Lehre des Erwachten erfasst, er kennt noch nicht den Ausgang aus dem Samsara, aber er hält an der Tugend fest; scheut sich vor dem Schlechten, bemüht sich kraftvoll um das Gute in dem Wissen um die üblen Folgen des Üblen und die guten Folgen des Guten. Eine solche Haltung empfehlen auch die anderen Religionen. Aber zu irgendeiner Zeit - und sei es nach Äonen - überschwemmt das Begehren die besten Absichten und Vorsätze, und diese Menschen befinden sich wieder in der Situation des ersten und zweiten Menschen. Auftauchen und endgültig nie wieder untersinken ist nicht möglich ohne die Einsicht, wie sie nur der Erwachte vermittelt.

Darum sagt der Erwachte, dass mit Tugend allein keine Sicherheit gegeben sei. Auch in den höchsten Himmeln ist keine endgültige Sicherheit für den, der keinen festen Boden unter den Füßen hat.

Der dritte Mensch befindet sich in einem Übergangsstadium, in dem es sich noch entscheiden muss, wohin er gelangen wird: wieder abwärts oder zur endgültigen Sicherheit.

4. Der endgültig gesicherte Mensch, der sich in der Heilsanziehung befindet.

Der vierte Schwimmer hat denselben Status wie der dritte. Er schwimmt oben und bleibt oben, das heisst, er ist Tugend gewöhnt, es fällt ihm leicht, andere nicht zu schädigen. Er liebt es, wohlzutun in sanfter, verstehender Art. Insofern gleicht der vierte Schwimmende dem dritten, aber der vierte hat noch den Drang in sich, das Leben in seinen Zusammenhängen zu verstehen und zu meistern. Er sieht, wie die Menschen geboren werden, alt werden und wieder sterben, und er hat andererseits aus den tieferen und stilleren Gründen seines halbunbewussten Denkens eine Ahnung, dass das sinnlich wahrnehmbare Leben nicht das Ganze des Lebens ist, dass ein großer Teil für uns im Dunklen liegt. Darum drängt es ihn nach tieferer Orientierung über die Herkunft und die Struktur der Existenz. Diesem Schwimmenden ist aufgegangen, dass der Aufenthalt des Menschen im Wasser nicht der ihm gemäße Aufenthalt ist, dass er sich im Wasser nur durch ständige Wachsamkeit und Bewegung halten kann und dass er trotz Wachsamkeit und Bewegung doch den anderen Gefahren, wie Raubfischen, Strudeln und Sturmwetter, ausgeliefert ist. Er hat zwar noch nie festen Boden unter den Füßen gehabt, hat noch nie Land gesehen, aber des haltlosen und balkenlosen Wassers ist er zutiefst überdrüssig geworden. Deshalb hält er nun Ausschau, reckt sich während des Schwimmens immer wieder hoch und hält so weit wie möglich nach einer Küste, nach festem Land Ausschau, denn er hat das Vertrauen, dass es Land gibt.

Er weist alles Unzulängliche ab und sucht so lange, bis er in seiner Sehnsucht nach dem Heilen, nach Sicherheit, den Erwachten kennenlernt, die Lehre kennenlernt - das wird in dem Gleichnis das "In-die-Ferne-Schauen" genannt. Er hat viel gehört, prüft und vergleicht das Gehörte mit der Wirklichkeit; und irgendwann erkennt er unter dem Einfluss der stillen, tiefen Unterweisung des Erhabenen: "Das ist festes Land, das ist die Sicherheit, das ist das Heile." Für einen Augenblick hat er über alles Vordergründige, sinnlich Wahrnehmbare hinaus die unbeschreibliche Erfahrung von dem Aufhören und Stillstehen alles Werdens und Vergehens und damit einen Blick für das "Ungewordene", das ewig Sichere, das Nirvana, gewonnen. Er war für einen Augenblick wie im Nirwana-Zustand und gewann jene unbeschreibliche Erfahrung, durch welche er eine durch nichts Weltliches und durch nichts Überweltliches wieder auflösbare Verbindung zum Nirwana bekommt... damit wird die programmierte Wohlerfahrungssuche, die immer auf das am meisten befriedigende Wohl aus ist, endgültig umgelenkt. Es entsteht eine Neigung zu diesem befriedenden Anblick, die von Erfahrung zu Erfahrung immer stärker wird.

Sujata, eine zum Heilsstand gelangte Nonne, berichtet, wie sie durch die Belehrung des Erhabenen zum ersten Mal zu diesem Anblick des Todlosen kam:

"Wie ich des Weisen Wort vernahm,

verstand ich tief der Wahrheit Sinn.

Reizlos ward mir die Weltlichkeit,

Todlosigkeit verstand ich da.

Als so ich höchstes Heil erfuhr,

verließ ich Heim und Haus und Welt,

Wahrwissen wurde dreifach mir:

truglos ist Buddhas Wegweisung."

(Therigata 149/150)

Dieser Bericht von Sujata zeigt in den wenigen Zeilen, wie durch die von ihrem Geist erfahrenen Worte des Erwachten eine akute Umwandlung des Psychischen geschah. Sie muss schon vorher die tieferen Fragen nach dem  Woher und Wohin bewegt haben.

Und nun hört Sujata vom Erwachten die Darlegung der fünf Zusammenhäufungen (Aneignungen), dass alles Kommende immer nur das ist, was gestern in die Welt gesetzt wurde, dass Wollen die Wahrnehmung von Ich und Welt schafft und dass Nichtergreifen der Mühsal und dem Leiden ein Ende setzt. Die Worte des Erwachten drangen in den Bereich ihrer Seele, die sich bisher nach Wahrheit und Sicherheit gesehnt hatte, und darum konnte die große Beglückung darüber, eine Wegweisung zu unverletzbarem Wohl gefunden zu haben, vorübergehen alle vordergründigen Interessen und alle Unreinheiten der Psyche verdrängen. Sie konnte sich unabgelenkt mit ihrem ganzen Herzen dem Unzerbrechlichen, Heilen, so zuwenden wie etwa ein Mensch, der sich aus einer lauten Gesellschaft in einen stillen, sonnigen Garten begibt und in dieser Stille wie erlöst aufatmet.

Ist der Nachfolger eingetreten in diesen anziehenden Strom, so ist er ein in die Heilsanziehung gelangter, ein Stromeingetretener, d.h. dass je nach seinem Einsatz nach spätestens sieben Leben der Stand des Heils, das Nirvana, endgültig erlangt ist. Die Bande des Wahns, durch die er wähnte, ein souveränes Ich in einer unabhängig von ihm bestehenden Welt zu sein, sind ihm abgenommen, und damit hat er drei Verstrickungen aufgehoben: Den Glauben an Persönlichkeit, Daseinsbangnis und die Auffassung, das (sittliche) Begegnungsleben sei das Höchste.

5. Der fünfte Schwimmer: Der Einmalwiederkehrer

Wer "festes Land" gesehen hat, der hat immer wieder das abschreckende Bild der Wandelwelt und dagegen die heile Situation vor Augen. Auf Grund dieser Sicht mindert er untugendhafte Taten und Gesinnungen, mindert auch Begehren, jegliche Form von Übelwollen, Abneigung und Widerstreben. Dieses Mindern und Abschwächen des Begehrens und des Übelwollens wird in dem Gleichnis des Erwachten von den Schwimmenden verglichen mit dem Wesen, das auf die Küste zu schwimmt, dem fünften Menschen, den Einmalwiederkehrer.

Dieser Mensch, der die drei ersten Verstrickungen aufgehoben hat, wird mit dem Schwimmenden verglichen, der schon weiter auf die Küste zu geschwommen ist. Das tosende, wogende Meer der Leidenschaften liegt schon weit hinter ihm, und ihn berührt nur noch der leisere Wellenschlag des küstennahen Gewässers.

6. Der sechste Schwimmer: der Nichtwiederkehrer

Der sechste Mensch hat in der Nähe der Küste schon Boden unter den Füßen, braucht nicht mehr zu schwimmen, kann zu Küste hinwaten. Er wird "Nichtwiederkehrer" genannt. Die fünf Verstrickungen: Glaube an Persönlichkeit, Daseinsbangnis, die Auffassung, das (sittliche) Begegnungsleben sei das Höchste, Sinnensucht und Übelwollen hat er aufgehoben und kann darum nach dem Tode nicht mehr in sinnlicher Welt zur Erscheinung kommen. Die Triebe sind noch nicht ganz versiegt, er kann noch an übersinnlich formhaften und formlosen Zuständen haften, diese begehren. Er hat noch nicht das letzte und feinste Ergreifen aufgelöst und kann darum noch nicht in übersinnlichen Bereichen wiederkehren. Er wird aber dann von dort aus endgültig frei, indem er die restlichen Verstrickungen auflöst.

7. Der auf festen Boden gelangte

Die Triebe des Herzens malen auf die Fensterscheibe der "Anschauung" die entsprechenden Schmutzflecken. Indem wir diese statt der Wirklichkeit hinter der Scheibe sehen, sind wir verblendet. Wir sehen die bunten Gemälde und meinen, das wäre die Welt, wir sehen uns selber, unsere Anziehungen und Abstoßungen. Darum sagt der Erwachte: "In diesem (mit Trieben besetzten) Körper mit Wahrnehmung und Geist ist die Welt." Das reine Herz ist der Wegfall der triebbedingten Gefühle und Wahrnehmungen und damit der Blendung und des Wahns, ein Ich in einer Welt zu sein.

Diese geistigen, von jedem Menschen, der sich übt, zur Erfahrung kommenden Verschiebungen des Verhältnisses zur Existenz sind Transzendierungen von solchen Ausmaßen und Auswirkungen, wie sie dem modernen Menschen nicht vorstellbar sind.