Säule des Asoka in Vaisali.

Das dritte Konzil.

Kaiser Asoka und die Anfänge der buddhistischen Weltmission.

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So blühten die diversen Sekten und sie spalteten sich unaufhaltsam weiter, bis schließlich der Theravada aus Indien verschwand und in Ceylon Zuflucht fand.

Zu Ceylon mehr in einem späteren Kapitel.

Einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der frühen Geschichte des Buddhismus war Kaiser Asoka (ca. 268 - 232 v. Chr.). Er war ein Enkel des Eroberers Candragupta Maurya, der bald nach dem Indienfeldzug Alexanders des Großen das erste indische Großreich begründet hatte. Nachdem Asoka die traditionelle Eroberungspolitik seiner Vorgänger zunächst fortgesetzt hatte durch einen Sieg über das Reich der Kalingas im Gebiet des heutigen Orissa, vollzog sich in ihm ein Wandel, der Asoka zur überragenden Gestalt seiner Epoche und zum Sinnbild der Verwirklichung der buddhistischen Humanität in der Geschichte werden ließ.

Berühmt geworden sind seine Edikte (Inschriften an frei stehenden Säulen, an Felsen und Wänden von Höhlen angebracht, die in seinem ganzen Reich verbreitet wurden). Eine Steinsäule fand man in Lumbini, dem Geburtsort des Buddha:

„Zwanzig Jahre nach seiner Krönung besuchte König Piyadasi diesen Ort und zeigte seine Verehrung, weil hier der Buddha, der Shakymuni (der Weise aus dem Geschlecht von Shakya), geboren worden war. Er ließ eine Steinfigur und eine Säule errichten und befreite, weil der Buddha hier geboren wurde, den Ort Lumbini von der Steuer und verlangt die Zahlung von nur einem Achtel der Erträge.“

Mit dieser Inschrift auf einer steinernen Gedenksäule von sechseinhalb Metern Höhe hat Kaiser Asoka im Jahre 245 v. Chr. seine Wallfahrt zur Geburtsstätte des Buddha bezeugt. Der Ort (gelegen im heutigen Nepal) ist 1896 archäologisch entdeckt worden. An heiligen Stellen des Buddhismus, aber auch an vielen anderen Orten in seinem Reich ließ Asoka diese Steinsäulen errichten

Tatsächlich aber ist in den großen Stein-Edikten vom Buddhismus selbst nicht die Rede. Sein Dharma, sein Sittengesetz ist allgemein, nicht an eine Konfession gebunden. Doch haben wir einige kleinere Inschriften, die uns deutlich zeigen, dass die Buddhisten Asoka zu Recht als einen der ihren in Anspruch nehmen. Dies ist deswegen nicht ganz selbstverständlich, weil auch andere Traditionen sich auf ihn berufen. Asoka bekennt sich in diesen s.g. buddhistischen Inschriften persönlich als Buddhist, unterscheidet aber immer streng zwischen seinem persönlichen religiösen Bekenntnis und dem allgemeinen Sittengesetz, das er zur Grundlage des Zusammenlebens der Menschen in einem moralischen Grundsätzen verpflichteten Staatswesen machen will. Gleichwohl kann kein Zweifel bestehen, dass das Staatsideal Asokas seinem Wesen nach von buddhistischen Geist geprägt ist. Dazu gehört eben jene Toleranz gegenüber Andersdenkenden, jener Verzicht auf Bekehrungseifer und sein Realismus im Erkennen der Grenzen der Durchsetzbarkeit grundlegender Erneuerungen. Die Staatsethik Asokas ist eine auf das Praktische gerichtete Ethik eines Wohlfahrtsstaates. Landstraßen werden mit Bäumen bepflanzt, an den Straßen werden Brunnen errichtet, öffentliche Krankenhäuser werden errichtet. In Sarnath ließ er einige Klöster und Stupas bauen und eine monolithische Säule aufrichten, die von einem Löwen-Kapitell gekrönt ist. Dargestellt sind vier brüllende Löwen, die in die vier Haupthimmelsrichtungen schauen und die Predigt des Buddha symbolisieren, in welcher die Lehre des Buddha mit dem Gebrüll eines Löwen verglichen wird. Diese bemerkenswerte Skulptur ist vom modernen Indien als Staatswappen übernommen worden.

Es überrascht nicht, dass die Sorge des Kaisers Asoka besonders der Reform des buddhistischen Ordens galt.  Denn im Anfang des Ordens, als der Buddha noch nicht bekannt und berühmt war, gehörte Mut dazu, einem solchen Asketen ohne Anhang zu folgen. Da fanden nur solche Menschen zu ihm, die das Format und den Blick hatten für die Größe dieses Mannes. Erst als der Orden immer größer und berühmter wurde und als die Bevölkerung glücklich war, dass es solche Mönche gab und diese gern mit der besten Nahrung und Kleidung versorgte, da gingen immer mehr mittelmäßige Menschen in den Orden und zuletzt auch Bettler, die in der Welt kaum zu essen bekamen, ja sogar Verbrecher, die verfolgt wurden und sie brachten natürlich ihre Lebensgewohnheiten mit. Diese Verfallserscheinungen waren zur Zeit Asokas weit fortgeschritten.

Der Fortbestand des Sangha war zwar auch schon durch äußere Feinde bedroht, nicht weniger groß war jedoch die Gefahr, die ihm aus dem Verfall von Zucht und Ordnung innerhalb des Sangha drohte, wenn eine große Zahl von Mönchen und Nonnen den Weg der vom Buddha vorgeschriebenen Lebensweise verlasssen hatte. Die Folgen allgemeiner Art waren bedrohlich genug: die Reinheit der Überlieferung der Lehre war gefährdet, das Ansehen der buddhistischen Religion und der Mönche in den Augen der Laien ging zurück. Auch sollen diverse Angehörige nicht-buddhistischer Religionsgemeinschaften sich in den buddhistischen Sangha eingeschlichen haben und danach ganz andere Lehren im buddhistischen Gewand verkündet haben.

Die vielen Richtungskämpfe innerhalb der verschiedenen Schulen führten dazu, dass der Mönch Moggaliputta Tissa beauftragt wurde, nach Lösungen zu suchen. Moggaliputta Tissa wurde angewiesen, Prüfungen vorzunehmen und alle Abweichler aus dem Orden auszuschließen. Er befragte die Mönche über die Lehre und viele wussten nicht erschöpfend zu antworten und wurden ausgeschlossen. Schließlich sagte Asoka zum dem Ältesten: "Da nun der Sangha gereinigt ist, lass ihn die Uposatha-Zeremonie durchführen." Und so geschah es in Eintracht.

In Kosambi wurde eine Säule mit einem Edikt aufgestellt, die nach heutiger Übersetzung folgenden Text enthält:

"Seine Majestät befiehlt: Die Mahamatras zu Kosambi sind anzuweisen: Die Einheit des Ordens ist wieder herzustellen. Im Sangha kann keine Spaltung gedultet werden. Und wer künftig den Sangha spalten wird, sei es Mönch oder Nonne, dem ist weiße Kleidung (der Laien) anzulegen und Wohnung anzuweisen dort, wo keine Mönche wohnen."

Die von Moggaliputta Tissa einberufene Synode der örtlichen Gemeinden in Pataliputra und Umgebung, in der die Lehre erneut rezitiert und festgelegt wurde, gilt als das Dritte Konzil der Buddhisten. Es war eine neue Festlegung der Lehre, ein Vinaya-Akt, nicht unbedingt für andere Gemeinden verbindlich, doch wurden die Mönche und Nonnen zur gewissenhaften Einhaltung der Gelübde veranlasst und die Theravada-Tradition mit ihrem Kanon bestätigt. Ein Teil des späteren Abidhamma-pitaka entstand hierbei. In jedem Fall gehört die Geschichte des Dritten Konzils zur Theravada-Tradition.

Es kann die Bedeutung Asokas für den Buddhismus schwerlich überschätzt werden. Die Reform des Sangha unter der Aufsicht der Staatsgewalt war ein Akt von großer historischer Bedeutung; er bleibt die Grundlage der buddhistischen Staatslehre in den Ländern des Theravada-Buddhismus.

Gleichzeitig veranlasste der Kaiser, nach anderen Quellen der Mönch Tissa Moggaliputta, dass buddhistische Missionare in alle Himmelsrichtungen ausgesandt wurden, nach Kaschmir, nach Gandhara, nach Afghanistan, nach Südindien, nach Ceylon und nach Südostasien und sogar bis nach Hellas (Griechenland). Ein schriftliches Werk, welches aus dieser Zeit noch bis heute erhalten geblieben ist, ist das Milindapanha, zu Deutsch "Die Fragen des Königs Milinda" (übersetzt von Nyanatiloka Mahathera). König Milinda (der griechische Name des indischen Königs griechischer Abstammung war Menandros) beherrschte um die Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus ein indo-griechisches Königreich im Nordwesten des Subkontinents. Die "Fragen des Königs Milinda" sind ein Dialog zwischen diesem Griechenkönig und dem buddhistischen Mönch Nagasena.

Der Missionar, den Asoka nach Sri Lanka sandte, war ein Sohn des Königs, nach anderen Quellen sein Neffe. Er hieß Mahinda und wurde Begründer der bis heute existierenden Theravada-Tradition dortselbst. Seine Tochter Sanghamitta soll die Nonnentradition in Ceylon gegründet haben.

Der Buddhismus wurde unter Kaiser Asoka aus einer indischen Religion zu einer Weltreligion. Und er wurde durch Asoka aus einer indischen Asketenlehre neben anderen zu einer Religion, die auch ihre eigene Staatslehre und ihre eigene Gesellschaftslehre besaß. Es gab nun neben den älteren, asketischen, philosophischen und volkstümlichen Aspekten des Buddhismus eine politische Ideologie der Buddhisten.

In der gesamten buddhistischen Welt war Asoka das Vorbild für die Herrscher.

Dieser gewaltigen Entfaltung des Buddhismus sollte bald danach ein innerer Wandel folgen, der von der großen Dynamik der vom Buddhismus ausgehenden geistigen Kräfte zeugt. Diese große Bewegung wurde der Mahayana-Buddhismus. Dieses hatte sich bereits in den Lehren der Mahasanghikas angekündigt, die die Übernatürlichkeit und Ewigkeit des Buddha bzw. der unzähligen Buddhas hervorgehoben hatten.

 

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